Kritik von Studentenvertretungen Schavan sieht Bologna-Reform auf gutem Weg

Berlin (RPO). Zwei Jahre nach den bundesweiten Studentenprotesten gegen die Bologna-Reform sieht Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) das Vorhaben zum Hochschul-Umbau auf einem guten Weg.

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Foto: AP

Der Bologna-Prozess biete Hochschulen und Studierenden große Chancen, sagte Schavan am Freitag bei der zweiten nationalen Bologna-Konferenz in Berlin. Studentenvertreter und Opposition kritisierten die mangelhaften Fortschritte bei der Reform.

An der Konferenz nahmen neben Vertretern der Kultusministerkonferenz (KMK) und der Hochschulrektorenkonferenz auch Bildungsexperten, Gewerkschaften und Studentenvertreter teil. Der Name der Bologna-Reform geht auf eine in der italienischen Stadt im Juni 1999 von damals 30 europäischen Staaten unterzeichnete Erklärung zurück. Ziel war es, bis 2010 einen europäischen Hochschulraum zu schaffen.

Schavan sagte in Berlin, seit Beginn des Bologna-Prozesses habe sich die Mobilität der Studenten bei Auslandsaufenthalten verdoppelt, in Deutschland sei das Ziel einer größeren Bereitschaft zum Wechsel der Uni aber noch nicht erreicht. Als weitere Ziele nannte die Ministerin eine bessere Vergleichbarkeit der Vorgaben für neue Studiengänge in den Ländern sowie eine bessere individuelle Unterstützung angehender Erstsemester. In einem mit 250 Millionen Euro dotierten Wettbewerb des Bundes sollen zudem Konzepte für berufsbegleitende Master-Studiengänge entwickelt werden.

Die nationale Bologna-Konferenz war nach den teils heftigen Studentenprotesten gegen die hohe Prüfungsbelastung, Anerkennungsprobleme bei den Abschlüssen sowie Hindernisse beim Wechsel des Studienorts ins Leben gerufen worden.

KMK-Präsident Bernd Althusmann sagte am Freitag, nach der "intensiven Debatte" des vergangenen Jahres könne eine gute Bilanz über das Erreichte gezogen werden. Die Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz, Marion Wintermantel, verwies am Freitag auf die starke Belastung der Hochschulen durch die Reform: "Wenn wir das alles sehr gut machen wollen, brauchen wir dringend neues Personal."

Schavan wies am Freitag Kritik zurück, nach der besonders der Zugang zum Master-Studium für die Studenten erschwert sei: Die von den Ländern auf der Berliner Konferenz vorgelegten Zahlen belegten, dass "bundesweit kein Mangel an Masterplätzen" bestehe.

Nach Angaben Althusmanns war zum Wintersemester 2010/2011 nur knapp ein Viertel der mehr als 4700 Master-Studiengänge zulassungsbeschränkt. Von mehr als 32.000 bundesweit verfügbaren Master-Studienplätzen seien auch nach Beendigung des Nachrückverfahrens mehr als 6000 nicht besetzt gewesen. Nach Ansicht Schavans wird auch angesichts des Fachkräftemangels künftig nicht jeder Bachelor-Absolvent einen Master-Abschluss machen, "dazu ist der Arbeitsmarkt viel zu attraktiv".

Der Vorstand des Studierendenverbands fzs, Florian Pranghe, kritisierte, es sei politisch nicht gewollt, "dass alle den Master machen". Er gehe davon aus, dass mehr Zulassungsbeschränkungen eingeführt würden. In den kommenden Jahren sei von einem "drastischen Anstieg" bei den Master-Studenten auszugehen, erklärte Andreas Keller von der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW).

Linkspartei und Grüne warfen Schavan vor, sich vor den anstehenden Problemen zu drücken. Die Bologna-Konferenz sei nichts als eine "weitere Schavan-Show", erklärten die Bildungspolitiker Kai Gehring (Grüne) und Ben Stotz (Linke).

(AFP/top)
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