Bildung in sozialen Brennpunkten Schavan: Lese-Initiative soll Migranten helfen

Berlin (RPO). Mit Lese-Initiativen in sozialen Brennpunkten will Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) vor allem auch Migrantenfamilien erreichen. Sie greift damit die Ergebnisse der jüngsten PISA-Studie auf.

 Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) will ihre Partei in der Schulpolitik auf einen neuen Kurs führen und dem Bund mehr Mitsprache geben.

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) will ihre Partei in der Schulpolitik auf einen neuen Kurs führen und dem Bund mehr Mitsprache geben.

Foto: dapd, dapd

Bei vielen türkischen Familien gebe es "den wirklichen Wunsch, dass die Kinder eine gute Bildung bekommen", sagte Schavan. Diesem gestiegenen Bildungsbewusstsein könne mit Initiativen wie dem von ihrem Ministerium geförderten "Lesestart" Rechnung getragen werden. "Wenn Deutsch nicht die Muttersprache ist, spielen die Themen Sprache und Lesen noch mal eine besondere Rolle."

Bei der jüngsten PISA-Schulstudie hatten viele deutsche Schüler beim Lesen immer noch erhebliche Schwächen gezeigt. Schavans Ministerium unterstützt deshalb ab 2011 die von der Stiftung Lesen ins Leben gerufene Initiative "Lesestart". Das Programm soll Kinder aus sozial schwachen und bildungsfernen Familien im Alter von ein bis sechs Jahren zum Lesen und ihre Eltern zum Vorlesen ermutigten. Eltern und Kinder sollen in Wartezimmern von Ärzten, öffentlichen Bibliotheken und in Grundschulen angesprochen werden und Bücherpakete bekommen.

Schavan zeigte sich zuversichtlich, dass die auf soziale Brennpunkte konzentrierte Initiative auch bei sogenannten bildungsfernen Elternhäusern auf Akzeptanz stoßen werde. Die Stiftung Lesen habe bereits Hunderte von Partnerschaften mit Einrichtungen vor Ort geschlossen. "Die bisherige Erfahrung zeigt, dass man mit vergleichbar geringen Mitteln eine große Motivation bei Eltern auslösen kann, denen bislang die Rolle des Vorlesens gar nicht bewusst gewesen ist." Im Gegensatz zu Fächern wie Mathematik werde das Lesen immer noch vor allem in der Familie geübt, sagte die Bildungsministerin im AFP-Interview. Heute gebe es allerdings viele Eltern, die diese Erfahrung selbst nicht gemacht hätten.

Nicht nur Schulen verantwortlich

Schavan warnte davor, Bildungsaufgaben wie das Fördern des Lesens ausschließlich an die Schulen zu delegieren. Die jüngste PISA-Studie habe auch gezeigt, dass "um die Schule herum eine positive Stimmung für Bildung" gebraucht werde. Zehn Jahre PISA-Studien hätten dem deutschen Bildungssystem "gut getan", weil dadurch zahlreiche Reformen an den Schulen, für das individualisierte Lernen und bei der frühkindlichen Bildung angestoßen worden seien.

Einen weiteren Impuls für die "Aktivierung der Zivilgesellschaft für Bildung" könnte auch das von der Bundesregierung geplante Bildungspaket für Kinder von Hartz-IV-Empfängern bringen, sagte Schavan. Das Paket werde in Städten und Kommunen viele Kräfte mobilisieren, etwas für die Bildung armer Kinder zu tun.

(AFP/jre)
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