"Thema ausräumen" Schavan dementiert Gerüchte zu Homosexualität
Stuttgart (rpo). Annette Schavan wehrt sich vehement gegen anonyme Vorwürfe, sie sei lesbisch. "So etwas kann nur Leuten einfallen, denen zu mir ansonsten gar nichts einfällt", betonte die baden-württembergische Kultusministerin gegenüber der "Welt". CDU-Fraktionschef Günther Oettinger, der mit Schavan um die Nachfolge von Ministerpräsident Erwin Teufel konkurriert, verurteilte die Attacken gegen seine Mitbewerberin.
Oettinger sagte der "Bild"-Zeitung: "Wir haben bisher einen sehr guten Stil im Wahlkampf gehabt. Solche Fragen, die in die Privatsphäre gehen, sind abwegig." Er fügte hinzu: "Jeder hat das Recht auf eine Privatsphäre. Und ob jemand ein Kind hat oder nicht, darf für so eine Entscheidung keine Rolle spielen." Schavan akzeptierte diese Erklärung Oettingers. "Ich nehme ihm das so ab", sagte sie.
Schavan hatte sich am Montagabend erstmals öffentlich zu den seit Wochen schwelenden Gerüchten über eine mögliche Homosexualität geäußert. "Wer es genau wissen will: Mir fehlen die Eignung, Lust und Neigung dazu", sagte die 49-jährige unverheiratete Ministerin bei der CDU-Regionalkonferenz im schwäbischen Tuttlingen.
Schavan: Thema muss ausgeräumt werden
Sie widersprach nun der Einschätzung, erst damit eine öffentliche Debatte ausgelöst zu haben. Die aktuelle Diskussion diene "zur Verklarung", unterstrich Schavan. Sie fügte hinzu: "Nicht ich habe das Thema aufgebracht, sondern es wurde von anderen anonym betrieben. Und deshalb muss es ausgeräumt werden." Es scheine "Leute zu geben, die glauben, daraus Kapital schlagen zu können", sagte die Ministerin. Außerdem deute die Kampagne auf "vielleicht erhöhte Nervosität" hin.
Ein Mitglied des CDU-Landesvorstands sagte, die Gerüchte kämen offenbar "aus dem Umfeld Günther Oettingers", wahrscheinlich von "vermeintlich wohlmeinenden Unterstützern Oettingers". Es sei aber vorstellbar, dass der Fraktionschef selbst gar nicht dahinterstecke und auch "gar nicht glücklich" darüber sei. Solche Gerüchte könnten letztlich Oettinger mehr schaden als Schavan.
Auch CDU-Präsidiumsmitglied Hermann Josef Arentz betonte: "Solche Aktionen sind Gift. Sie schaden dem Gedanken des demokratischen Wettbewerbs." Leidtragende seien am Ende sowohl Schavan als auch Oettinger.
Das Rennen um die Nachfolge Teufels gilt derzeit als offen. "Es wird sehr, sehr knapp", hieß es am Mittwoch in der Landes-CDU. Die rund 80.000 Mitglieder der Südwest-CDU sollen bis Ende November per Briefabstimmung bestimmen, wer Nachfolger von Teufel wird.
Der Gewinner der Mitgliederbefragung soll am 11. Dezember auf einem Landesparteitag zum CDU-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2006 gekürt und am 21. April 2005 vom Landtag zum neuen Ministerpräsidenten gewählt werden. Teufel hatte im Oktober seinen Rücktritt zum 19. April 2005 angekündigt.