Verbale Keilerei im Bundestag Schäuble und Steinbrück duellieren sich

Berlin · Die Luft im Bundestag ist bleihaltig. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und sein Vorgänger, SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück, streiten sich im hohen Haus am Freitag wie die Kesselflicker.

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Foto: dpa/Gregor Fischer

"Reden Sie doch nicht solchen Unsinn daher", blafft Schäuble den Sozialdemokraten an. Der hat ihn zur Weißglut gebracht. Blindheit gegenüber Steuerbetrügern, völlige Untätigkeit, hat Steinbrück ihm vorgeworfen. Als Beleg führte er das gescheiterte Steuerabkommen mit der Schweiz an: "Ihr eklatantestes Versagen." Mit dessen Hilfe habe der Präsident von Bayern München, Uli Hoeneß, gehofft, mit seinen Steuerhinterziehungen davonzukommen.

Die Schärfe der Streits zwischen Schäuble und Steinbrück zeigt: Es ist Wahlkampf. Und vom einst hohen gegenseitigen Respekt der beiden füreinander ist nichts übriggeblieben. Immerhin hatte Schäuble noch vor zwei Jahren, als Steinbrück für sein Buch "Unterm Strich" geehrt wurde, die Laudatio gehalten. Damals war man freundlich zueinander. "Lieber Herr Schäuble", sagte der eine, "lieber Herr Steinbrück" der andere. "Wir haben ein ordentliches Verhältnis", sagte der CDU-Politiker damals.

Davon kann keine Rede mehr sein. Zwar sind sich beide grundsätzlich einig, dass gegen Steuerhinterziehung und Steuerflucht viel getan werden müsse. Doch Steinbrück wirft Kanzlerin Angela Merkel und Schäuble in der Bundestagsdebatte vor, dem tatenlos zugesehen zu haben. Sein Nachfolger habe "beide Augen beim Steuerbetrug" zugedrückt. Pflichtverletzung sei das, nicht mehr und nicht weniger, und das seit Jahren. Nichts, aber auch gar nichts sei geschehen. "Wir haben Sie schon am Wickel bei diesem Thema", freut sich Steinbrück.

Schäuble kontert ironisch: "Ihre Rhetorik ist unbestritten." Das Problem sei nur: "Sie waren vier Jahre Finanzminister." Steinbrück habe selbst bei diesem Thema nichts getan. Als Steinbrück und einige Fraktionskollegen Schäubles Entgegnung immer wieder durch Zwischenrufe stören, ist es aus mit Schäubles Geduld. "Vielleicht sind Sie ja in der Lage - Sie wollen ja irgendwann einmal Regierungschef werden - über ein Thema ernsthaft zu reden und nicht nur mit Polemik", giftet der CDU-Minister. Dazu, zum Bundeskanzler Steinbrück, werde es glücklicherweise nie kommen, höhnt Schäuble. Am Ende stöhnt Schäuble auf: "Das ist ja zum Davonlaufen."

(REU/felt)
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