"Menschen bei Maischberger" Maischberger widmet Helmut Schmidt ein Porträt "nur in Worten"

Düsseldorf · Helmut Schmidt hat bis zum Schluss seine politische Meinung öffentlich kundgetan. Noch im April 2015 hatte ihn Sandra Maischberger zu Gast in ihrer Sendung. Es war nicht das einzige Mal. Am Tag seines Todes widmet die Moderatorin ihre Sendung dem Altkanzler.

 Noch im April 2015 hatte Sandra Maischberger Altkanzler Helmut Schmidt zu Gast.

Noch im April 2015 hatte Sandra Maischberger Altkanzler Helmut Schmidt zu Gast.

Foto: Screenshot ARD

Kurz nach den Anschlägen vom 11. September 2001, so erzählt Sandra Maischberger zu Beginn ihrer Sendung am Dienstagabend, habe sie den Gesprächsfaden mit Helmut Schmidt geknüpft. "Eine Sendung mit ihm war immer ein Ereignis — nicht nur wegen der Dinge, die er sagte, sondern auch wegen derer, die er nicht sagte", konstatiert die Moderatorin.

In fast 60 Minuten lässt sie jene Zeit Revue passieren, die Schmidt rauchend in ihrem Studio verbrachte, jene Zeit, in der sie mit ihm über aktuelle Politik, aber auch über persönliche Dinge sprach. Ein "Porträt der ganz besonderen Art — nur in Worten" nennt Maischberger die Sendung.

Sie sprach mit Schmidt über Flüchtlinge und Zuwanderung, über seine Liebe zu China, über die Finanz- und Eurokrise, über Schuldenpolitik (Schmidt: "Die Demokratie ist eine ständige Versuchung für Politiker, Geld auszugeben ohne dafür zu bezahlen), über seine Erfahrungen in der NS-Zeit und danach. Schmidt immer mit einer Zigarette in der Hand, denn auch bei ihr durfte er im Studio rauchen. Seine Seitenhiebe auf andere Politiker kamen ebenfalls immer wieder zur Sprache, welche in der Sondersendung nun in Zitaten zusammengeschnitten wurden.

So hatte Maischberger Schmidt 2004 damit konfrontiert, dass er einige Politiker Dilettanten nannte, und fragte, ob er denn auch den damaligen Außenminister Joschka Fischer damit meinte. Schmidt: "Den habe ich nicht ausgenommen."

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2010 wiederum ging es um Guido Westerwelle, damals ebenfalls Außenminister. Als Maischberger den Altkanzler nach seiner Meinung fragt, antwortet er nur: "Ich glaube nicht, dass sie im Ernst eine Antwort von mir erwarten." Sie: "So schlimm?" Er: "Ich hab nichts hinzuzufügen." Und dann 2008: "Was den Lafontaine angeht, den kenne ich seit über 30 Jahren und habe dazu nichts zu sagen."

"Wenn ich jemanden beleidigt habe, dann nicht aus Versehen"

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Einmal fragte ihn Maischberger denn auch, ob das denn sein müsse, diese Beleidigungen, woraufhin der Altkanzler antwortete: "Ich habe in den letzten Jahrzehnten kaum jemanden beleidigt, aber wenn ich jemanden beleidigt habe, dann nicht aus Versehen."

Oft sprach Maischberger mit dem Altkanzler auch über Loki Schmidt, seine große Liebe. "Zufrieden und stolz" sei er, dass er so lange mit ihr verheiratet sei, sagte er 2007. Damals lebte Loki noch. Maischberger selbst nannte die beiden "symbiotisch", woraufhin Schmidt nur entgegnete: "Jedenfalls passen wir ganz gut zusammen." Aber mit politischem Engagement habe sie sich immer zurückgehalten — "Die Ehefrau eines Bundeskanzlers ist im deutschen Grundgesetz gar nicht vorgesehen."

Nach Lokis Tod fand Schmidt mit Ruth Loah, einer langjährigen Mitarbeiterin, eine neue Gefährtin. Bei Maischberger sagte der Altkanzler, es sei "eine quasi selbstverständliche Entwicklung" gewesen. Und im April 2015 sagte er über Loah noch: "Sie hat sich um mich gekümmert, als es mir sehr schlecht ging."

Mit Zigarette im Studio - das gab Leserpost

Auch das Rauchen machte Maischberger in ihren Sendungen mit Schmidt immer wieder zum Thema, denn dass er im Studio rauchen durfte, so erzählt sie zu Beginn der Sondersendung, brachte der Redaktion auch immer wieder kritische Briefe ein. Im April 2015 hatte sie ihm dann eine E-Zigarette mitgebracht. Nach anfänglichem Zögern probierte Schmidt, um dann festzustellen: "Ich ziehe normale Zigaretten vor."

Als Schmidt im April 2015 das letzte Mal zu Gast bei Maischberger war, zog sie mit ihm auch Bilanz über sein Leben. Ob er denn glücklich sei, dass er das Alter von 96 Jahren erreicht habe. Woraufhin Schmidt antworte: "Ich finde es ziemlich lästig, aber ich habe auch nichts dagegen." 100 Jahre aber wolle er nicht werden.

(das)
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