Führungschaos bei der Linkspartei Sahra Wagenknecht in Wartestellung

Berlin · Der Führungsstreit der Linken wird beim Parteitag am 2. und 3. Juni in einer Kampfabstimmung enden. Alle Beteiligten haben die Hoffnung begraben, noch im Vorfeld eine einvernehmliche Lösung über die Kandidaturen für die zwei Posten der Parteichefs zu finden. Die Linkspartei steckt seit Monaten in einem Machtkampf.

Das ist die ehemalige Linke-Vorsitzende Gesine Lötzsch
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Seitdem Parteigründer Oskar Lafontaine sich am Dienstag aus dem Kampf um die Parteispitze zurückgezogen hat, herrscht Chaos: Bisher haben acht Genossen ihre Kandidatur erklärt. Lafontaines Lebensgefährtin Sahra Wagenknecht, die frühere Sprecherin der Kommunisten bei den Linken, hält sich eine Kandidatur offen. "Wer die Linkspartei in Zukunft führen wird, werden wir erst beim Parteitag nach Auszählung der Stimmen wissen", sagte Fraktionsvize Dietmar Bartsch unserer Redaktion.

Bartsch, der vor allem Unterstützung aus dem Osten hat, wird von einem Frauen-Duo aus der Vize-Parteichefin Katja Kipping und NRW-Chefin Katharina Schwabedissen angegriffen. Schwabedissen hatte erklärt, keinesfalls mit Bartsch an der Parteispitze zusammenarbeiten zu wollen.

Bartsch kritisiert das: "Ich habe meine Kandidatur für den Parteivorsitz an keine Bedingungen geknüpft, habe ein inhaltliches Angebot unterbreitet." Er begrüße alle Kandidaturen, betonte Bartsch und riet dazu, vor dem Parteitag nicht so viel auszuschließen: "Von Paketlösungen an der Parteispitze halte ich nichts. Diesen Fehler sollten wir nicht noch einmal machen."

Da bei den Linken der erste Chef-Platz für eine Frau reserviert ist und der Co-Vorsitz Männern und Frauen offensteht, ist folgendes Szenario beim Parteitag denkbar: Für den ersten Platz tritt Katja Kipping an. Sollte sie gewählt werden, sinken die Chancen für Bartsch, da beide aus dem Osten stammen und die Linken-Führung bislang nach Ost und West austariert war.

Es ist aber nicht ausgemacht, dass sich vor dem zweiten Wahlgang Stimmung gegen Bartsch breitmacht. Er hat auch viele Unterstützer in der Partei. Sollten Schwabedissens Chancen also nur mäßig sein, könnte wiederum Wagenknecht im zweiten Wahlgang ihren Hut in den Ring werfen, um Bartsch als Parteichef zu verhindern.

(RP/csi)
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