Nach Bürgermeister-Rücktritt Sachsen-Anhalt will Ehrenamtliche besser schützen

Halle · Als Konsequenz aus dem Fall des zurückgetretenen Bürgermeisters von Tröglitz will Sachsen-Anhalt Ehrenamtliche besser schützen. Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) legte am Donnerstag in Magdeburg einen entsprechenden Erlass vor.

Nach Bürgermeister-Rücktritt: Sachsen-Anhalt will Ehrenamtliche besser schützen
Foto: dpa, nie lre

Der ehrenamtlich tätige Bürgermeister von Tröglitz in Sachsen-Anhalt, Markus Nierth, war in der vergangenen Woche zurückgetreten, weil Rechtsextreme vor seinem Wohnhaus gegen die Aufnahme von Flüchtlingen in der Gemeinde demonstrieren wollten. Er sah sich und seine Familie vom Landratsamt und anderen Behörden nicht ausreichend geschützt und zog die Konsequenzen.

Der Bürgermeister hatte zuvor monatelang versucht, wegen der geplanten Aufnahme der Flüchtlinge auch unter den Bürgern zu vermitteln. Ab Mai sollen 40 Flüchtlinge in Tröglitz untergebracht werden. Die Entscheidung fiel unmittelbar nach seinem Rücktritt.

Nierth fordert Integrationsbetreuer in Tröglitz

Nierth hat sich nun für die Einsetzung von Integrationsbetreuern ausgesprochen, um die steigende Zahl der Flüchtlinge besser zu bewältigen. Er sagte der "Mitteldeutschen Zeitung" vom Freitag, zwar sei in seinem Ort ein Sozialbetreuer für die Asylbewerber vorgesehen. Benötigt werde aber auch ein "Integrationsbetreuer" als Ansprechpartner für die Bevölkerung, weil eine Sozialstruktur fehle, "in der sich Ehrenamtliche automatisch einbringen".

Nierths Rücktritt hatte für Bestürzung gesorgt und ihm zahlreiche Solidaritätsbekundungen eingebracht. Er sagte der "Mitteldeutschen Zeitung", dass ihn und seine Familie nun vor allem die Reaktionen vor Ort beeindruckten. Es gebe "viele, herzliche, echt gemeinte spontane Besuche, auch von Leuten, die sich sonst nicht so aus der Deckung trauen", sagte er. Sachsen-Anhalt will als Konsequenz aus dem Fall Nierth Ehrenamtliche fortan besser schützen.

(AFP)
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