Gipfel in Lissabon Russland beteiligt sich an Nato-Raketenschirm

Lissabon (RPO). Durchbruch auf dem Nato-Gipfel in Lissabon: Russland hat das Angebot des Militärbündnisses zur Beteiligung an einem Raketenabwehrschirm angenommen. Dies gab NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen am Samstag bekannt. "Von heute an werden wir zusammenarbeiten", sagte er.

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Foto: ddp

Zuvor hatten Nato und Russland in einem gemeinsamen Rat getagt - und das erstmals seit dem Georgien-Konflikt vor zwei Jahren. Schon vorab standen die Zeichen günstig. Nun wird der einstige Erzfeind Russland, dem die Nato für Jahrzehnte im Kalten Krieg gegenüberstand, zum fest eingebundenen Partner.

Zunächst gehe es nun um einen Informationsaustausch und eine Analyse der Bedrohung anfliegender Raketen. Es sei das erste Mal, dass die NATO und Russland zur Verteidigung ihrer Territorien zusammenarbeiteten werden, sagte Rasmussen. Dass der russische Präsident Dmitri Medwedew das Angebot angenommen hat, gilt als bedeutender Schritt zu besseren Beziehungen zwischen Moskau und dem Nordatlantikpakt.

Medwedew voll des Lobes

Mit der Vereinbarung der Zusammenarbeit sei eine "Zeitspanne sehr schwieriger angespannter Beziehungen überwunden" worden, sagte Medwedew nach der Vereinbarung. Er lobte die "sehr konstruktive Atmosphäre" des Treffens. "Wir sind uns einig, dass zahlreiche Probleme bestehen, bei denen wir mit großem Erfolg zusammenarbeiten können", fügte der russische Staatschef hinzu.

Den Aufbau eines umfassenden Raketenabwehrsystems hatte die Allianz bereits am Freitagabend beschlossen. Schon zu diesem Anlass hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel große Worte bemüht: "Der Kalte Krieg ist wirklich zu Ende", sagte Merkel.

Gemeinsame Interessen

"Von heute an werden wir daran arbeiten, um zu sehen, wie wir die Zusammenarbeit von NATO und Russland bei der Raketenabwehr angehen können", sagte Rasmussen. Beide Seiten würden "wichtige Interessen" teilen und sich den gleichen Bedrohungen gegenübersehen. "Die Zeit ist reif, unser Verhältnis zu modernisieren und eine echte Partnerschaft aufzubauen", sagte der NATO-Generalsekretär zum Auftakt des NATO-Russland-Rats.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte zuvor von einem "historischen" Treffen gesprochen. "Aus einem ehemaligen militärischen Gegner wird jetzt erkennbar ein Partner", sagte die Kanzlerin. In ihrem neuen strategischen Konzept betont die NATO, dass sie "keinerlei Bedrohung" für Russland darstelle und misst der Zusammenarbeit mit dem einstigen Kontrahenten im Kalten Krieg eine "strategische Bedeutung" bei.

Mit Obama kam der Umbruch

Die Beziehungen zwischen Russland und der Nato waren in den vergangenen Jahren abgekühlt. Grund war vor allem der kurze militärische Konflikt zwischen Russland und Nato-Aspirant Georgien um die abtrünnigen georgischen Regionen Südossetien und Abchasien im August 2008. Das Bündnis hatte daraufhin die Beziehungen zu Moskau eingefroren. Russland zeigte sich zudem erbost über das Vorhaben des früheren US-Präsidenten George W. Bush, Abfangraketen in Osteuropa zu stationieren. Nachfolger Barack Obama verwarf die Idee und legte die neuen Pläne für ein Raketenabwehrsystem auf den Tisch, an dem Russland beteiligt werden soll. Auch die mögliche Fortführung der Osterweiterung der Nato sorgt regelmäßig für Misstöne, insbesondere im Fall der Ukraine.

(apd/AFP/pst)
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