Kommunalwahl in Köln Roters ist der Nachfolger von Schramma

Köln (RP). Bei der Kommunalwahl in Köln liegt Jürgen Roters von der SPD nach den ersten Prognosen des WDR im Bürgermeister-Rennen deutlich vor seinem Rivalen Peter Kurth. Roters liegt mit 55 Prozent der Stimmen vor Kurth, auf den 34,5 Prozent der Stimmen entfielen. Ralph Sterck, OB-Kandidat der FDP, erreichte 5,0 Prozent.

Der Kölner OB-Kandidat Jürgen Roters
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Um 18.20 Uhr durchschreitet Peter Kurth die Wahlparty der CDU-Fraktion im Kölner Ratshaus, um ein erstes Interview zu geben. Er grüßt niemanden, schreitet wie ein Fremder durch die Reihen der Unions-Anhänger. Kurth wirkt gefasst. "Es gibt viele Gründe, warum es nicht gereicht hat", sagt der ehemalige Berliner Finanzsenator wenig später. "Jürgen Roters hat gewonnen. Ich gratuliere."

Nach ersten Hochrechnungen bekommt der SPD-Kandidat Roters auf 55 Prozent, Kurth liegt abgschlagen mit 34,5 Porzent auf Platz zwei. Umfragen hatten die Niederlage vorhergesagt. An den Stehtischen wird beim Kölsch über die Ursachen diskutiert.

Warum zog die FDP ihren Kandidaten nicht zurück?

Warum konnte man die FDP nicht dazu bewegen, ihren eigenen Kandidaten zurückzuziehen? War der bekennende Homosexuelle Kurth zu modern für die CDU? Hat sich Fritz Schramma zu wenig darum gekümmert, das Brauchtum für Kurth zu gewinnen? Waren die schwarz-weiß Plakate zu düster? Hätte sich Kurth zum 1. FC Köln bekennen sollen, anstatt dem kleinen Lokalrivalen Fortuna Köln beizutreten?

"Zeit war zu kurz, um sich bekannt zu machen"

"Letztlich war die Zeit zu kurz, um sich bekannt zu machen", sagt der stellvertretende CDU-Parteichef Christian Möbius. Vor zehn Jahren hatten die Sozialdemokraten die Macht an die CDU verloren. Kurz vor der Kommunalwahl waren Insider-Aktiengeschäfte ihres Spitzenkandidaten Klaus Heugel aufgeflogen, die SDP musste ohne eigenen Kandidaten ins Rennen gehen. Ein Geschenk, dass Harry Blum zum ersten Oberbürgermeister der Union seit Kriegsende machte.

Schramma regierte gegen Linksbündnis

Als Blum nach nur einem halben Jahr Amtszeit im März 2000 an einem Herzinfarkt starb, übernahm der Latein- und Philosophielehrer Fritz Schramma das Zepter. Unionsanhänger, die glaubten, nach Müll- und Parteispendenaffären würde mit dem "SPD-Filz" aufgeräumt, wurden bitter enttäuscht. Der rote Klüngel wurde durch den schwarzen Klüngel ersetzt. Nacheinander gingen Koalitionen mit Grünen und SPD in die Brüche. Zuletzt regierte Schramma gegen ein Linksbündnis im Stadtrat. Von den Dezernenten im Stadtvorstand gehört nur noch einer der Union an.

CDU machte mit Skandalen Schlagzeilen

Statt zu gestalten, blieb die CDU mit Skandalen in den Schlagzeilen. Ex-Parteichef Walter Reinarz ließ sich ein jährliches Ruhegehalt von 100.000 Euro als Vorstand der Kölner Verkehrsbetriebe zusichern. Bürgermeister Josef Müller, ein Postbeamter, erhielt einen Beratervertrag über 300.000 Euro bei der Stadtsparkasse (CDU) Düsseldorf ohne Gegenleistungen zu erbringen. Im Zusammenhang mit dem Bau der Messehallen ermittelt Staatsanwaltschaft wegen Korruptionsverdacht.

Schramma blieb populär

Trotz der CDU-Misere blieb der volksnahe OB Schramma populär. SPD und Grüne hatten arge Zweifel, ob Roters, der in Düsseldorf noch eine Eigentumswohnung besitzt, den "kölschen Jung" schlagen können würde. Doch dann stürzte am 3. März das Stadtarchiv ein. Schramma machte als Krisenmanager eine schlechte Figur. Als er beim Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) Rückhalt suchte und diesen aus seiner Sicht nicht fand, warf er an einem Sonntag überraschend hin. Plötzlich war der Weg sperrangelweit auf für die Rückkehr der SPD zur Macht im Rathaus.

Jahrzehnt der CDU-OBs ist vorbei

Peter Kurth, der aus Berlin geholt wurde, um die Kölner Union zu retten, hatte zu wenig Zeit, um seine Qualität am Rhein bekannt genug zu machen. "Politik wird anders", hatte er auf seinen Plakaten versprochen. Jetzt muss Roters zeigen, ob er es besser kann als Schramma. Das Jahrzehnt der CDU-OBs ist vorbei, und viele Anhänger sind an diesem Wahlabend verbittert. Peter Kurth wird im kommenden Jahr als Dank für seine Mission vielleicht in die Landespolitik aufsteigen. Der Mietvertrag für seine Kölner Wohnung läuft am Montag aus. Bei der Kölner Union ist kein neuer Heilsbringer in Sicht.

(RP)
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