Ehemaliger Bundespräsident Roman Herzog ist tot

Berlin · Altbundespräsident Roman Herzog ist im Alter von 82 Jahren gestorben. Das bestätigte das Bundespräsidialamt. Herzog war von 1994 bis 1999 Bundespräsident. In Erinnerung geblieben ist vor allem seine "Ruck-Rede" aus dem Jahr 1997.

Bilder aus dem Leben von Roman Herzog
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Foto: dpa, dna soe fpt jai

Herzog war vor seiner Zeit als Bundespräsident von 1978 bis 1980 Kultus-, von 1980 bis 1983 Innenminister des Landes Baden-Württemberg und von 1983 bis 1994 Richter am Bundesverfassungsgericht, ab 1987 als dessen Präsident.

Der CDU-Politiker hatte unermüdlich vor Reform-Müdigkeit im Land gewarnt. Herzog machte es sich zur Aufgabe, gegen Blockaden in Politik und Gesellschaft anzugehen.

Über die Landesgrenzen hinaus wurde Herzog mit seiner "Ruck-Rede" bekannt. Am 26. April 1997 sagte Herzog in Berlin: "Durch Deutschland muß ein Ruck gehen. Wir müssen Abschied nehmen von liebgewordenen Besitzständen. Alle sind angesprochen, alle müssen Opfer bringen, alle müssen mitmachen."

Die berühmte "Ruck-Rede"

Die folgenden Bundespräsidenten griffen diese Rede auf. Es etablierte sich die Tradition der jährlichen "Berliner Rede", die bis 2013 bestand.

Er setzte sich auch kritisch mit den Bürgern auseinander. "Das Volk bewegt sich nicht", sagte er im Frühjahr 2008 der "Bild"-Zeitung. Es gebe zwar eine gewisse Bereitschaft zu Reformen, "aber es bräuchte politische Führung, echtes Charisma, um sie zu mobilisieren".

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Foto: AP/Carlo Fumagalli

Nach seinem Verzicht auf eine zweite Amtszeit als Bundespräsident saß er in verschiedenen Kommissionen. Dazu gehörte der Konvent für Deutschland, ein Expertengremium, das sich unter anderem mit den Themen Föderalismusreform und Finanzverfassung beschäftigte.

Herzog lebte zuletzt auf der Götzenburg in Jagsthausen bei Heilbronn, wo seine zweite Frau Alexandra Freifrau von Berlichingen zuhause ist. Christiane Herzog, die sich nicht nur während der Amtszeit ihres Mannes im sozialen Bereich engagierte, war im Juni 2000 gestorben.

Mit dem Tod von Roman Herzog verliert Deutschland nach den Worten von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) einen "hochbeliebten Altbundespräsidenten" und verdienten Patrioten. Er habe dem Land als einer der anerkanntesten Staatsrechtler und Interpreten des Grundgesetzes als Landesminister und Präsident des Bundesverfassungsgerichts und schließlich von 1994 bis 1999 als Bundespräsident gedient, erklärte Merkel am Dienstag in einer Mitteilung.

Herzog habe das höchste Staatsamt in seinem "eigenen unnachahmlichen Stil" ausgefüllt. "Er pflegte das offene Wort, war unprätentiös, humorvoll und durchaus selbstironisch", betonte die Kanzlerin. Unvergessen bleibe seine Berliner "Ruck-Rede" 1997, in der er zu umfassenden Reformen in Deutschland aufgerufen habe. "Seine unverwechselbare kluge Stimme und seine Fähigkeit, Probleme offen zu benennen und dabei Mut zu machen, wird mir und wird uns allen fehlen", sagte Merkel. Die Nachricht von seinem Tod erfülle sie mit tiefer Trauer.

Bundespräsident Joachim Gauck würdigte seinen Vorgänger am Dienstag in einer Mitteilung als "markante Persönlichkeit, die das Selbstverständnis Deutschlands und das Miteinander in unserer Gesellschaft geprägt und gestaltet hat". Als Minister, als Präsident des Bundesverfassungsgerichts und als Bundespräsident seien ihm die Bürger- und Freiheitsrechte niemals nur abstrakte Begriffe gewesen, so Gauck. "Sein vorwärtsstrebender Mut verband sich mit einer charmanten Skepsis."

(felt)
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