Kommentar Röttgens Rauswurf war alternativlos

Berlin · Die Entlassung von Bundesumweltminister Norbert Röttgen war für die CDU-Regierungschefin Angela Merkel alternativlos. Der Umweltminister war als Spitzenkandidat der NRW-CDU für das katastrophale und historisch schlechte Ergebnis der stolzen NRW-CDU verantwortlich.

Norbert Röttgen: Der Werdegang des Politikers
11 Bilder

Der politische Werdegang von Norbert Röttgen

11 Bilder
Foto: dpa/Kay Nietfeld

Er hatte nicht nur zahlreiche Pannen zu verantworten, sondern versuchte sich zuletzt auch auf Kosten der Kanzlerin zu einem besseren Ergebnis zu putschen. Seine sture Haltung bei der Frage, ob er auch als Oppositionsführer nach NRW gehen würde oder nicht, hatte die Talfahrt ausgelöst. Norbert Röttgen war somit - um es in seinen eigenen Worten zu sagen - "irreparabel beschädigt".

Die offene Attacke von CSU-Chef Horst Seehofer, aber wohl auch Röttgens Verhalten in dem entscheidenden Gespräch am Dienstag im Kanzleramt haben die Regierungschefin, die sich stets für Röttgen eingesetzt und ihn früh gefördert hatte, zu dem harten Entschluss geführt. Dass Merkel ihm den Rücktritt selbst überlassen wollte, zeigt, dass sie keinen Wert auf das Etikett eisern legt, das ihr nun nach dem Rauswurf angeheftet wird.

Doch selbst im Moment des Abgangs wollte Röttgen die Bedingungen diktieren. Nun ist der Hoffnungsträger a.D. der erste Minister, der von der "Chefin" gefeuert wurde. Ein Novum für die Kanzlerin Merkel, die gerne an Personalkonstellationen festhält und bis zuletzt harte Entscheidungen abwägt und aufschiebt. Sicher, mit Röttgen reiht sich erneut ein großes politisches Talent bei den Konservativen in die lange Opferliste der Merkel'schen Regentschaft ein.

Nach Politgrößen wie Friedrich Merz, Roland Koch und Karl-Theodor zu Guttenberg geht mit Merz wieder ein außergewöhnliches politisches Talent ins Exil. Doch ähnlich wie bei Guttenberg ist es nicht Angela Merkel, die für sein Karriereende die Verantwortung trägt. Diese Alpha-Politiker sind an sich selbst gescheitert. An einer Mischung aus Hybris und Uneinsichtigkeit, die vor allem im männlichen Teil der konservativen Elite zu finden ist. Am Ende bleibt wieder einmal Angela Merkel übrig.

(RP/felt)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort