FDP wirbt um CDU-Wähler in Niedersachsen Rösler geht auf Zweitstimmenfang

Berlin · Die um den Wiedereinzug in Niedersachsens Landtag bangende FDP will eine Woche vor der Wahl um CDU-Wähler in dem Bundesland werben. Parteichef Philipp Rösler kündigte am Wochenende eine verstärkte Zweitstimmenkampagne an. Wegen der anhaltenden Personaldebatte in der FDP steht nach einem ein für Ende Januar geplantes Treffen der Koalitionsspitzen auf der Kippe.

Die FDP - eine schrecklich nette Familie
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"Wir werden die Zweitstimmen-Kampagne noch zuspitzen", sagte FDP-Chef Philipp Rösler der "Nordwest-Zeitung" vom Samstag. Unions-Sympathisanten müssten erkennen, dass es ohne die Liberalen keine Fortsetzung der erfolgreichen schwarz-gelben Koalition gebe. "Jede Partei kämpft für sich", sagte Rösler dem "Weserkurier".

Rösler geht es um seine Heimat

Nach jüngsten Umfragen könnten die Liberalen bei der Wahl in Niedersachsen am 20. Januar mit fünf Prozent knapp den Sprung in den Landtag schaffen. Rösler ließ erneut offen, ob er sein politisches Schicksal als Parteichef an den Wahlausgang in Niedersachsen knüpfe. "Wir konzentrieren uns ganz auf den Wahlkampf. Es geht um Niedersachsen, es geht um meine Heimat", sagte er der "Nordwest-Zeitung".

Rösler steht auch im Bund unter erheblichem Druck, dort waren die Liberalen in den Umfragen zuletzt bis auf zwei Prozent abgestürzt. Im aktuellen Sonntagstrend der "Bild am Sonntag" erreichten sie wieder drei Prozent. Ein Grund für das Tief dürfte die immer wieder aufflammende Debatte um Röslers Eignung für den Posten des Parteichefs sein.

Röslers Vorgänger, Außenminister Guido Westerwelle (FDP), riet zu einem gelassenen Umgang mit den Umfragen. Wenn die Liberalen europäische Weltoffenheit, aktive Toleranz und verantwortungsvolle Leistungsbereitschaft vertreten, würden sie wieder erfolgreich sein, sagte Westerwelle der "Augsburger Allgemeinen" vom Samstag.

Der frühere FDP-Vize Walter Döring warnte seine Partei vor überzogenen Erwartungen an eine Ablösung Röslers durch Fraktionschef Rainer Brüderle, über die seit Wochen spekuliert wird. Brüderle sei nicht "der große Heilsbringer", auch wenn er "erfahren und mit allen Wassern gewaschen sei", sagte Döring der "Welt". Nach einer möglichen Kür zum Parteichef müsse auch Brüderle damit rechnen, Intrigen zum Opfer zu fallen: "Zwei Tage nach der Inthronisation wird er von denselben Leuten genauso zersägt wie Rösler und ist wieder der Weinköniginnenknutscher oder der Nuschler."

Döring will Fairness gegenüber Rösler

Döring mahnte seine Parteifreunde zur Fairness gegenüber Rösler. Bei der Landtagswahl in Niedersachsen halte er ein Ergebnis von sechs Prozent für möglich. Hinterher dürfe es aber nicht heißen, dass jeder für den Erfolg verantwortlich sei, "nur der Bundesvorsitzende nicht". Berichten zufolge hatten führende FDP-Politiker sich geeinigt, dass Rösler als Parteichef nur zu halten sei, wenn die Liberalen in Niedersachsen mindestens sieben Prozent erreichen.

Wie der "Spiegel" berichtete, ist wegen der FDP-Führungskrise das für den 31. Januar geplante Treffen des Koalitionsausschusses in Gefahr. Zumindest bis zur Wahl in Niedersachsen sei nicht klar, wer von den Liberalen an dem Treffen teilnehme, berichtete das Magazin unter Berufung auf Unionskreise. Deshalb seien bislang noch keine Einladungen versandt worden. Dem Koalitionsausschuss gehören unter anderem die Partei- und Fraktionschefs von CDU, CSU und FDP an.

(AFP/sap/rm)
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