Gipfel im Berliner Kanzleramt Rösler gegen Kaufprämien für Elektroautos

Berlin/Düsseldorf · Zwei Millionen Elektro- und Hybridautos auf deutschen Straßen – auf dieses Ziel hat die Kanzlerin sich festgelegt. Aber die Realität sieht anders aus. Der Verkauf läuft schleppend, die Autobauer fahren ihre Pläne zurück.

Damals und heute - Autos mit Elektromoter
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Zwei Millionen Elektro- und Hybridautos auf deutschen Straßen — auf dieses Ziel hat die Kanzlerin sich festgelegt. Aber die Realität sieht anders aus. Der Verkauf läuft schleppend, die Autobauer fahren ihre Pläne zurück.

Vor dem Gipfel zur Elektromobilität an diesem Montag im Berliner Kanzleramt fordern Politiker von SPD, Grünen und Linken Anreizprogramme zum Kauf von Elektroautos. Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin schlägt 5000 Euro für jeden Käufer eines Elektrofahrzeugs vor. Auch Daimler-Chef Jürgen Zetsche fordert staatliche Hilfen.

Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) ist dagegen. "Markt und Wettbewerb sind die besten Treiber für Innovationen. Kaufprämien oder ein staatliche Förderung der Lade-Infrastruktur kommen deshalb nicht in Betracht", sagte Rösler unserer Redaktion. Er ist überzeugt, dass Deutschland auch ohne Kaufprämien bei der Elektromobilität eine führende Rolle spielen wird. "Das wird zwar ein technologischer Kraftakt, bei dem wir noch am Anfang stehen. Es gibt aber keinen Grund zum Wehklagen."

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erklärte die Elektromobilität vor gut einem Jahr zur Chefsache. Bis 2020 sollen eine Million Elektro- oder Hybridfahrzeuge auf deutschen Straßen fahren. Noch sind aber nur 4500 der 43 Millionen deutschen Pkw elektrisch angetrieben. Experten sind skeptisch, dass Merkel ihr Ziel erreicht. "Die Elektromobilität stirbt gerade", sagt Ferdiand Dudenhöffer vom CAR-Institut der Universität Duisburg-Essen, "die Hersteller sind frustriert und fahren ihre E-Auto-Aktivitäten zurück."

Opel ohne Chance auf eigenständige Produktion

Der weltgrößte Autobauer Toyota hat seine Pläne für eine Elektroauto-Offensive in der vergangenen Woche gestrichen. Elektroautos seien "noch kein marktfähiges Geschäftsmodell", sagte ein Sprecher. Der langjährige Strategie-Chef des zweitgrößten Autobauers General Motors (GM), Bob Lutz, sagte vor wenigen Tagen gegenüber unserer Redaktion, die deutsche GM-Tochter Opel habe auf Sicht keine Chance auf die eigenständige Produktion eines Elektroautos.

Das Bochumer Opel-Werk war für die Produktion des Opel-Elektro-Modells "Ampera" im Gespräch, das noch in den USA gebaut wird: "Der Markt für dieses Modell ist nicht groß genug, um ein zweites Werk damit zu beschäftigen", sagte Lutz. Auch in der Regierung wächst laut "FAS" die Skepsis an dem Ziel für 2020. Ein Hindernis seien die schleppenden Fortschritte bei der Entwicklung neuer Batterien. "Der Hype ist vorbei", heißt es in einem Argumentationspapier von Forschungsministerin Annette Schavan (CDU).

Die Essener Evonik gründete 2008 mit Daimler das Unternehmen Li-Tec, das ab 2013 jährlich drei Millionen Batteriezellen produzieren soll. Damit will Evonik Marktführer werden. Auch der Chemiekonzern BASF investiert bis 2016 einen dreistelligen Millionenbetrag in das Geschäft. "Die Batterie ist die Schwachstelle der Elektroautos", sagt Dudenhöffer. Die bisherigen Modelle seien "zu schwer, zu teuer und zu leistungsschwach" für den Alltag.

(brö/tor)
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