Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern tritt zurück Ringstorff war Wegbereiter von Rot-Rot

Schwerin (RPO). Der dienstälteste ostdeutsche Ministerpräsident zieht sich aus der Politik zurück. Harald Ringstorff tritt am 3. Oktober nach zehn Jahren als Regierungschef von Mecklenburg-Vorpommern aus Altergründen zurück. Ringstorff war Begründer von Rot-Rot.

Wer ist Harald Ringstorff?
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Der 68-Jährige gehörte zu den SPD-Politikern der ersten Stunde nach der Wende in der DDR. 1998 wurde er Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern und bundesweit als Chef der ersten rot-roten Koalition bekannt. Seit 2006 steht er einer Koalition mit der CDU vor.Er wolle den Staffelstab rechtzeitig abgeben, sagte er am Mittwoch in Schwerin. Zugleich betonte er: "Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen." Schließlich trage er seit 19 Jahren politische Verantwortung in seinem Land.

Bisher hatte Ringstorff zu allen Spekulationen um seinen Rücktritt geschwiegen und lediglich immer wieder erklärt, dass er auf keinen Fall länger als Adenauer regieren wolle.

Der am 25. September 1939 im mecklenburgischen Wittenberg geborene promovierte Diplomchemiker begann seine politische Laufbahn 1989 in der Wendezeit als Gründungsmitglied der SPD in Mecklenburg-Vorpommern und gehörte ein Jahr später der ersten freigewählten Volkskammer der DDR an. Ebenfalls 1990 wurde er zum Landesvorsitzenden seiner Partei gewählt.

Als er 2003 dieses Amt an seinen damaligen Landwirtschaftsminister Till Backhaus abgab, hatten sich bereits erste Gerüchte um einen vorzeitigen Ausstieg vom Amt des Regierungschefs breitgemacht. Anfang 2007 folgte der amtierende Sozialminister Erwin Sellering Backhaus auf dem Posten des SPD-Landeschefs nach, so dass der 57-jährige Westfale nun am 6. Oktober zum neuen Regierungschef des nordöstlichen Bundeslands gewählt werden könnte.

Debüt als Regierungschef im November 1998

Sein Debüt als Regierungschef hatte Ringstorff am 3. November 1998 gefeiert. Nach der Landtagswahl im September 1998 hatte er die CDU abblitzen lassen, die damalige PDS ins Boot geholt und damit die bundesweit erste rot-rote Koalition auf Landesebene perfekt gemacht. Das sorgte seinerzeit für deutschlandweite Empörung. Nach Einschätzung seiner Kritiker machte Ringstorff damit die SED-Nachfolgepartei auf dem politischen Parkett salonfähig.

Bei seiner Wiederwahl als Regierungschef 2002 setzte er gegen alle politischen Widerstände das rot-rote Bündnis in Schwerin fort und bestätigte damit seinen Ruf als Mecklenburger Dickschädel. Nachdem seine SPD bei der Landtagswahl 2006 herbe Verluste hatte hinnehmen müsse, zeigte er sich dennoch als wandlungsfähig: Hatte er im Wahlkampf immer für die Fortsetzung des Regierungsbündnisses mit der Linkspartei.PDS geworben, schwenkte er nun auf die CDU als Juniorpartner um. Mit der Linkspartei.PDS hätte die Koalition nur eine Stimme Mehrheit gehabt.

Meidet große Auftritte und ist dennoch sehr populär

Erfahrungen mit der CDU in der Regierung hatte er bereits seit Ende 1994 als Wirtschaftsminister in der von Ministerpräsident Berndt Seite geführten Regierung gesammelt. Nach einer schweren Koalitionskrise, die er als Kraftprobe gegen Seite zu nutzen suchte, verlor er am Ende das Ministeramt und wurde wieder Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion.

Ringstorff saß aber wohl auch deshalb seit zehn Jahren so fest im Sattel, weil die Opposition bislang keinen Kandidaten aufbieten konnte, der es in Sachen Popularität mit dem Mann aufnehmen konnte, der fast 20 Jahre als Chemiker im Rostocker Kombinat Schiffbau gearbeitet hatte.

Seine Entscheidung, von der politischen Bühne abzutreten, dürfte seinem Naturell entgegen kommen. Er meidet seit jeher die großen Auftritte und schützt sein Privatleben vor der Öffentlichkeit. Bekannt ist, dass er jeden Morgen bis spät im Jahr in einem See in der Nähe seines Hauses bei Schwerin schwimmen geht, gerne Pilze sammelt und gut Plattdeutsch spricht.

(ap)
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