Anwalt rechnet nicht mit schneller Auslieferung "Report München": Pfahls wollte sich vor seiner Festnahme stellen

München/Hamburg (rpo). Gerüchte, dass der ehemalige Verteidigungsstaatssekretär Holger Pfahls nicht ganz unfreiwillig in Paris inhaftiert worden ist, gab es bereits. Nun berichtet das ARD-Magazin "report München", dass sich Pfahls im Juli freiwillig der deutschen Staatsanwaltschaft stellen wollte.

Pfahls habe fälschlicherweise geglaubt, "die deutschen Ermittlungsbehörden könnten gegen ihn nicht mehr vorgehen", weil die ihm vorgeworfenen Straftaten verjährt seien, sagte der Anwalt des früheren CSU-Politikers, Volker Hoffmann, dem ARD-Magazin. Hoffmann betonte, er rechne nicht mit einer raschen Auslieferung von Pfahls.

Hoffmann sagte in dem "report München"-Bericht, der am Montagabend ausgestrahlt werden sollte, Pfahls habe bereits seit Dezember 2003 die Absicht gehabt, sich zu stellen. Dieser Entschluss sei durch "Berater in Paris" beeinflusst worden, die ihn über Verjährungsfristen in Deutschland nicht korrekt informiert hätten. Die Ermittler kamen dem 61-Jährigen den Angaben zufolge auf die Spur, weil er einen Bekannten in Bonn per Fax um juristischen Beistand bat. Hoffmann sagte, hätte sich Pfahls selbst gestellt, hätte ihm dies die Auslieferungshaft erspart. Nun rechnete der Anwalt wegen schwieriger juristischer Fragen indes nicht mit einer raschen Auslieferung.

Dagegen berichtete das Münchner Magazin "Focus", dass Pfahls voraussichtlich Anfang September nach Deutschland ausgeliefert werde. Dies habe ein Sprecher der Pariser Staatsanwaltschaft bestätigt. Das Landgericht Augsburg rechnet jedoch mit Verzögerungen. Der Vorsitzende Richter der zuständigen 10. Strafkammer des Landgerichts Augsburg, Maximilian Hofmeister, sagte der Nachrichtenagentur AFP bereits am Freitag, bei den französischen Behörden sei im Auslieferungsverfahren derzeit "überhaupt nichts in Bewegung".

Laut "report München" lebte der frühere Staatssekretär nach seinem Abtauchen 1999 in Hongkong erst in Fernost, dann in London und seit zwei Jahren in Paris. Kosmetische Operationen, um sein Aussehen zu verändern, habe Pfahls nicht vorgenommen. Er trage jetzt lediglich einen Kinnbart.

Pfahls ist in Augsburg wegen Steuerhinterziehung und Bestechlichkeit angeklagt. Er soll als Staatssekretär 3,8 Millionen Mark (etwa 1,94 Millionen Euro) Bestechungsgeld angenommen und nicht versteuert haben. Das Geld soll Pfahls von dem Waffenhändler Karlheinz Schreiber dafür erhalten haben, dass er Anfang der 90er Jahre ein Panzergeschäft der Bundesregierung unter dem damaligen Kanzler Helmut Kohl (CDU) mit Saudi-Arabien gegen Widerstände durchboxte.

(afp)
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