Kaufkraft sinkt Rentner haben weniger Geld zur Verfügung

Berlin (RPO). Trotz der guten Konjunktur schwindet die Kaufkraft der rund 20 Millionen Rentner. Sie können nach derzeitigem Stand im Juli mit einer Rentenerhöhung von gut einem Prozent rechnen. Doch lag die Inflationsrate 2007 bei 2,2 Prozent, und ab Juli kommen höhere Pflegebeiträge. "Real werden die Rentner wohl auch in diesem Jahr mit einem Minus nach Hause gehen", sagte FDP-Rentenexperte Heinrich Kolb.

Das durchschnittliche Renteneintrittsalter in den Bundesländern
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Foto: ddp

Ein Sprecher der Deutschen Rentenversicherung verwies offiziell darauf, dass gesicherte Zahlen zur Rentenerhöhung erst im März erwartet werden. Noch sei die genaue Entwicklung der Löhne und der Beschäftigung unklar. Gunkel, Arbeitgebervertreter im Vorstand der Rentenversicherung, nannte Schätzungen von rund einem Prozent aber "im Rahmen der Erwartungen".

Auch FDP-Experte Kolb geht von gut einem Prozent Steigerung aus. Er verwies auf die Lohnentwicklung und die Zahl der sozialversicherten Arbeitnehmer. Beides spielt eine entscheidende Rolle für die Rentenerhöhung. Allerdings kommen nach der komplizierten Rentenformel noch andere Faktoren zum Tragen.

Unter anderem wird die Erhöhung 2008 deshalb niedriger ausfallen, weil 2007 für Arbeitnehmer und Arbeitgeber die Rentenbeiträge erhöht wurden. 2007 waren die Altersbezüge um 0,54 Prozent angehoben worden. In den Jahren 2004 bis 2006 gab es keine Rentenerhöhungen.

Grüne monieren "schlechten Faschingsscherz"

Empörung löste unterdessen der Wirtschaftsverband VDMA mit der Forderung nach einem "Rückbau der gesetzlichen Rente zu einer Grundsicherung" aus. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau bestätigte, dass diese Position Teil eines aktuellen politischen Forderungskatalogs sei. Dieser sei jetzt an Bundestagsabgeordnete versandt worden, sagte eine Verbandssprecherin.

Der Sozialverband VdK nannte die Forderung ungeheuerlich. Der VDMA wolle offenkundig zurück zum "Bedürftigkeitsstaat". Die Grünen sprachen von einem "schlechten Faschingsscherz": "Die gesetzliche Rente kann nicht einfach zurückgebaut werden. Die eingezahlten Beiträge unterliegen einem verfassungsrechtlich garantierten Eigentumsschutz."

Die Forderung hat allerdings offenbar auch keinen Rückhalt in der Wirtschaft oder bei der Politik. Gunkel sagte für die Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände: "Wir sind gegen eine radikale Umgestaltung." Das bestehende Umlagesystem sei flexibel. Der Reformbedarf sei in den vergangenen Jahre weitgehend abgearbeitet worden.

Aus Sicht der Arbeitgeber seien nur noch kleinere Korrekturen nötig. Dazu zählte Gunkel die Reduzierung der Ausnahmen bei der Rente mit 67 und die Ausrichtung der Hinterbliebenenrenten an der Bedürftigkeit. Außerdem schlug er angesichts der Warnungen vor Altersarmut vor, die Förderung Riester-Rente grundsätzlich für alle Erwachsenen zugänglich zu machen. Damit könnten davon künftig erstmals auch die so genannten Solo-Selbstständigen profitieren.

FDP-Rentenexperte Kolb mahnte die Regierung ebenfalls zu Handeln vor allem mit Blick auf befürchtete Altersarmut im Osten. "Wenn man es weiter laufen ließe, würden wir mit Sicherheit eine verbreitete Altersarmut bekommen", sagte Kolb der AP. Er plädierte für eine Anpassung der Rentenwerte in Ost und West, was zu höheren Rentenansprüchen in den neuen Ländern führen würde. Allerdings wäre laut Kolb eine Übergangsregelung nötig. Die FDP drängt in einer parlamentarischen Anfrage die Bundesregierung zu einer Stellungnahme.

(ap)
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