Fragen und Antworten Rekordplus bei der Rente bleibt Ausnahme

Berlin · Kommendes Jahr macht die Rente einen Sprung in Rekordhöhe - doch so geht es nicht weiter. Das zeigt ein neues Zahlenwerk der Bundesregierung. Eine Erklärung in Fragen und Antworten.

Fragen und Antworten: Rekordplus bei der Rente bleibt Ausnahme
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Nach einem Rekordplus 2016 müssen sich die rund 20 Millionen Rentner auf etwas magerere Jahre einstellen. Das zeigt der neue Rentenversicherungsbericht der Bundesregierung. Ein Überblick über die Kernzahlen.

Wie entwickelt sich die Rente?

Die Renten dürften zum 1. Juli 2016 um knapp 4,4 Prozent im Westen und rund 5 Prozent im Osten steigen. Zu den Gründen zählen die Rekordbeschäftigung und die daher rührenden hohen Einnahmen der Rentenkasse. Außerdem macht sich einmalig ein bestimmter statistischer Effekt bemerkbar: Eine zuletzt niedrigere Berechnung des Lohnniveaus wird wieder ausgeglichen. Bis 2029 soll die Steigerung dann rund 2 Prozent pro Jahr betragen - insgesamt sollen die Renten bis dahin um 41 Prozent hochgehen.

Was bedeutet das für einen sogenannten Standardrentner?

Nach 45 Jahre Beitragszahlung aus Durchschnittsverdienst wird für ihn im kommenden Jahr eine Rente von 1372 Euro im Monat angenommen, 2020 sind es 1517 Euro und 2029 dann 1824 Euro.

Wie dürfte sich der Beitragssatz entwickeln?

Bis 2020 sollen die Beitragszahler von höheren Sätzen verschont bleiben. Er soll bei 18,7 Prozent verharren. Erst dann steigt er demnach über 20,4 Prozent 2025 bis auf 21,5 Prozent 2029.

Und was ist mit dem Sicherungsniveau?

Es sinkt von 48,1 Prozent 2014 voraussichtlich auf 47,6 Prozent 2020 und sackt dann weiter auf 44,6 Prozent im Jahr 2029 ab. Gemeint ist das Verhältnis der Rentenhöhe eines Standardrentners gegenüber dem Durchschnittsverdienst. Laut politischer Festlegung soll das Rentenniveau bis 2030 nicht unter 43 Prozent fallen. Inklusive Riester-Rente bleibt das Sicherungsniveau laut dem Bericht über 50 Prozent. Grünen-Rentenexperte Markus Kurth hält diese Schätzung für aus der Luft gegriffen. Tatsächlich könnten nur wenige die Rentenlücke mit privater Altersvorsorge schließen.

Kommt die Ost-West-Angleichung bei der Rente?

Sie ist derzeit nicht in Sicht. Der Verhältniswert der Standardrente in den neuen zu jener in den alten Ländern erhöhte sich zwar durch kräftigere Anpassungen im Osten von 40,3 Prozent 1990 auf 92,6 Prozent 2015. Doch bis 2019 dürfte er sich nur bis 93,5 annähern. Der Linken-Rentenexperte Matthias W. Birkwald fordert eine baldige Angleichung des Rentenwerts Ost an den Rentenwert West.

Wie wertet die Regierung die Entwicklung?

Sie stellt heraus, dass die ältere Generation auf eine angemessene Absicherung vertrauen könne - die Jüngeren würden dabei nicht überfordert. "Die Einnahmen der Rentenversicherung entwickeln sich weitaus positiver, als noch vor einem Jahr erwartet", betont Sozialministerin Andrea Nahles (SPD).

Wie sehen es andere Experten?

Trotz steigender Altersbezüge müssen sich die Rentner auf eine immer stärkere Abkoppelung von der Lohnentwicklung einstellen - aus Sicht von Opposition und Sozialverbänden steigt damit das Risiko von Altersarmut. Sie fordern seit langem, das Rentenniveau anzuheben. In einer Studie der Prognos AG im Auftrag der Versicherungswirtschaft war erst vergangene Woche der Aussagewert der Prognosen für Standardrentner in Zweifel gezogen worden. Denn in den Regionen und zwischen den Berufsgruppen entwickeln sich die Renten sehr unterschiedlich - und in den teuren Städten kann man sich für die Rente weniger leisten als auf dem Land.

(dpa)
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