Ebola-Bekämpfung Reichster Mann besucht mächtigste Frau

Berlin · Am Dienstagvormittag wird Bill Gates, Microsoft-Gründer und Mäzen, Angela Merkel im Kanzleramt besuchen. Im Mittelpunkt der Gespräche soll die weltweite Gesundheitsversorgung stehen, die auch Thema der deutschen G7-Präsidentschaft ist.

Angela Merkel empfängt Bill Gates im Kanzleramt
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Mitten in der Ebola-Krise hat sich die Bundesregierung entschlossen, auch das Thema internationale Gesundheitsvorsorge in den Mittelpunkt der G 7-Präsidentschaft zu stellen. Darüber wird Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Dienstag mit dem Microsoft-Gründer Bill Gates sprechen, der mit einem geschätzten Vermögen von 70 bis 80 Milliarden Dollar als der reichste Mann der Welt gilt. Seine Stiftung, durch die er gemeinsam mit seiner Ehefrau Melinda Gesundheitsprojekte vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern fördert, umfasst rund 38 Milliarden Dollar Kapital.

Konkret geht es am Dienstag im Kanzleramt um neues Geld für die von Gates unterstützte Impfallianz, die sich weltweit für die Impfung von Kindern einsetzt. Sie finanziert bedürftigen Ländern den Impfstoff und stellt auch technische Unterstützung bereit. Für die Impfallianz soll am 27. Januar eine Konferenz in Berlin laufen, bei der Merkel die Schirmherrschaft übernommen hat. In dem Gespräch werde es auch um die Frage gehen, wie die Bundesregierung und die Gates-Stiftung bei der Ebola-Bekämpfung und bei der nachhaltigen Stärkung von Gesundheitssystemen in Entwicklungsländern zusammenarbeiten könnten, erklärte die Stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Wirtz.

Das Treffen dürfte für die Kanzlerin auch eine unangenehme Seite haben: Hinter verschlossenen Türen wird Gates die Kanzlerin sicherlich an die Millenniumsziele der Vereinten Nationen erinnern, die Deutschland 2001 unterschrieben hatte. Damals versprach die Bundesrepublik, ihre Ausgaben für Entwicklungshilfe bis 2015 auf 0,7 Prozent des Bruttoinlandprodukts zu steigern. Das Geld sollte eingesetzt werden im Kampf gegen Hunger, hohe Kindersterblichkeit und um Krankheiten wie Tuberkulose, Aids und Malaria einzudämmen. Zwar steht Deutschland nach den USA und Großbritannien weltweit an dritter Stelle, was die Höhe der Entwicklungsgelder betrifft. Doch nach einer Statistik des Entwicklungsministeriums lag der Anteil am Bruttoinlandsprodukt im vergangenen Jahr nur bei 0,38 Prozent. Im Jahr davor waren es 0,37 Prozent. Trotz einer Aufstockung der Gelder wird auch die große Koalition das Millenniumsziel nicht erreichen.

Ebola-Bekämpfung: Reichster Mann besucht mächtigste Frau
Foto: afp, cs

Die Not der Menschen und der Bedarf an Hilfe haben sich mit dem Ebola-Ausbruch in diesem Jahr noch einmal erheblich vergrößert. Die Bundesregierung will nun offenbar auch bei der Gesundheitsversorgung das Zeichen setzen, dass sie zur Übernahme von mehr Verantwortung bereit ist.

Die Themen für die noch bis Anfang Juni dauernde G7-Präsidentschaft der Bundesregierung sind vom Kabinett noch nicht offiziell beschlossen. Dies soll in der nächsten oder übernächsten Woche geschehen. Die Kanzlerin kündigte bereits an, dass es um nachhaltiges Wirtschaften, Lebensqualität, Steuergerechtigkeit und allgemein um Krisenbekämpfung gehen werde. Nun ist in Zeiten von Ebola noch die internationale Gesundheitsversorgung hinzugekommen. Die Krise verdeutlicht dramatisch, wie schlecht der Schutz in den afrikanischen Ländern gegenüber der Verbreitung eines solchen Virus ist. Ebola zeigt, dass die öffentliche Gesundheitsversorgung in Afrika mehr Unterstützung braucht. Die Industriestaaten werden sich auch aus Selbstschutzgründen darüber Gedanken machen müssen, wie ein solcher Ausbruch künftig verhindert werden kann und wie man die Anzeichen einer solchen Epidemie besser erkennen und in einem frühen Stadium bekämpfen kann.

Die Kinder aus der Ebola-Klinik in Guéckédou
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Die Kinder aus der Ebola-Klinik in Guéckédou

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Gates bringt seine Projekte üblicherweise dadurch ans Laufen, dass er bereit ist, eine Millionen-Summe auf den Tisch zu legen, wenn die Staaten, mit denen er kooperiert, den gleichen Anteil noch einmal drauflegen. Für die Ebola-Krise hat er bereits 50 Millionen für Organisationen der Vereinten Nationen und andere Hilfseinrichtungen zur Verfügung gestellt. Die Bundesregierung, die ihre Mittel über Außen-, Gesundheits- und Entwicklungsministerium ebenfalls deutlich aufstockte, kommt bislang auf zusätzlich 102 Millionen Euro.

Für Bill Gates öffnen sich die Türen meist leicht, wenn er zusätzliches Geld für seine wohltätigen Vorhaben einsammeln will. In Deutschland war er schon oft zu Gast, auch bei der Kanzlerin. Für Spitzenpolitiker ist ein Foto mit dem Mäzen schmeichelhaft. Gates schlägt weltweit Sympathie, Anerkennung und Bewunderung für sein Engagement entgegen. Es gibt keine private Stiftung weltweit, die mehr Geld verteilt als seine. Er spricht immer wieder von seiner Vision einer gesünderen und besser gebildeten Welt. Kritiker werfen Gates Investitionen in Unternehmen vor, die nicht nach ethischen Standards arbeiten.

(qua)
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