Mit den 30 Dax-Konzernen Regierung plant offenbar Frauenquoten-Gipfel

Berlin (RPO). Anlässlich des 100. Weltfrauentages will die Bundesregierung offenbar beim Dauerstreit-Thema Frauenquote gemeinsam mit der Wirtschaft Lösungen finden. Einem Bericht zufolge plant die Regierung für den 30. März ein Spitzentreffen mit den Arbeitsdirektoren der 30 Dax-Unternehmen.

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Foto: gms

Gastgeber seien Familienministerin Kristina Schröder, Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (beide CDU) sowie Wirtschaftsminister Rainer Brüderle und Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (beide FDP), berichtet die "Passauer Neue Presse".

Unmittelbar vor dem 100. Weltfrauentag am heutigen Dienstag hatten SPD und Grüne erneut den verschwindend geringen Anteil von Frauen in den Chefetagen beklagt und auf eine verbindliche Quote gepocht. Der DGB nannte den geringen Anteil von 9,4 Prozent Frauen in den Aufsichtsräten und 3 Prozent in den Vorständen blamabel.

Auch Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat sich erneut für mehr Frauen in Führungspositionen ausgesprochen. Im Rundfunksender NDR Info bemängelte die CDU-Politikerin "lächerliche 3 Prozent" Frauen in deutschen Vorständen und ebenso wenige auch auf der Anteilseignerseite in den Aufsichtsräten. "Damit sind wir hinter China, hinter Brasilien, hinter Russland, auf Augenhöhe mit Indien."

In einer globalisierten Welt sei es längst an der Zeit, nicht nur die Hälfte der Talente zu berücksichtigen, sondern allen eine Chance zu geben. "Frauen sind nicht besser, sie sind einfach anders. Und das ist auch das Wichtigste, dass die gemischten Teams die erfolgreichen sind, das zeigt sich auch in Studien".

Schwesig fordert 40-Prozent-Quote

SPD-Vize Manuela Schwesig hat eine Quote von "40 Prozent Frauen für Vorstände und Aufsichtsräte" in Deutschland gefordert. Eine gesetzliche Frauenquote sei überfällig, schreibt Schwesig in einem Gastbeitrag in den Dortmunder "Ruhr Nachrichten". Freiwillige Vereinbarungen zwischen Politik und Wirtschaft, den Frauenanteil in den Führungsetagen zu erhöhen, hätten zu nichts geführt. Die SPD werde deshalb ein Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft vorlegen. Nach Angaben Schwesigs sind in Deutschland nur 2,5 Prozent aller Vorstandsmitglieder der 200 größten Unternehmen Frauen.

Kritik an den SPD-Plänen äußerte Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU). Eine gesetzliche Einheitsquote erzwinge Ergebnisgleichheit, ohne die Chancengleichheit zu fördern, schreibt Schröder in den "Ruhr Nachrichten". "Vom gesetzlichen Quotenzwang profitieren diejenigen Frauen, die in diesen Strukturen bestehen können - zum Beispiel indem sie auf Kinder verzichten." Die Aufstiegschancen von Frauen, die sich neben beruflicher Verantwortung auch Zeit für Verantwortung in der Familie wünschen, blieben dagegen weiterhin beschränkt.

Bereits am Wochenende hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Gespräche mit der Wirtschaft zur Verbesserung der Frauenquote bei Führungskräften angekündigt. "Deutschland gehört zu den Letzten in der Welt, wenn es um den Anteil von Frauen in Führungspositionen der Wirtschaft, insbesondere bei den großen Unternehmen, geht", sagte die CDU-Chefin.

Merkel: Männer sollen nachdenken

Merkel äußerte zudem die Hoffnung, dass Männer den Anlass des Weltfrauentages für Selbstreflexionen nutzen. Sie wünsche sich, dass sich an diesem Tag auch die Männer aufgefordert fühlen, über sich nachzudenken, schrieb die CDU-Chefin in einem Beitrag für die Berliner "tageszeitung". Sie sei davon überzeugt, die Männer hätten viel zu gewinnen.

Gewerkschaften haben mit Blick auf den Frauentag erneut die hohen Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern kritisiert. Obwohl viele Frauen heute hoch qualifiziert seien, verdienten sie unverändert weniger als Männer und würden beim beruflichen Aufstieg benachteiligt, sagte der Zweite Vorsitzende der IG Metall, Wetzel, in Frankfurt am Main. Der Rückstand von Frauen bei der Entlohnung betrage im Schnitt 23 Prozent gegenüber Männern. Die IG BAU warb indessen für mehr Frauen auf Baustellen.

Der Weltfrauentag fand erstmals am 19. März 1911 statt. Beschlossen wurde der Tag auf Initiative der deutschen Sozalistin Clara Zetkin auf der II. Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen 1910.

(apd/jre)
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