Der neue Spitzenkandidat der FDP Rainer Brüderle hat Ärger mit einer Reporterin

Was hat sich Rainer Brüderle, seit Montag FDP-Spitzenmann und "Gesicht der Partei" im Bundestagswahlkampf, am Rande des Berliner Politikbetriebs schon alles anhören müssen: Hohn über seine pfälzische Mundart, Häme über seine angeblichen Altherrenwitze, Spott darüber, dass er zum Mittagessen manchmal ein Glas Wein trinkt.

Das ist Rainer Brüderle
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Gegner und Neider machen sich gerne über diesen Liberalen von altem Schrot und Korn lustig, der als Minister in Rheinland-Pfalz zuständig für den Weinbau war und auch mal Hunderte von Weinköniginnen für einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde versammelte. Mit diesem Getuschel und Geplapper unter der Berliner Käseglocke kann der 67-Jährige gut leben.

Was Brüderle jedoch gerade erlebt, ist ein Tabubruch im Verhältnis von Journalisten und Politikern: Eine "Stern"-Reporterin wirft dem FDP-Fraktionschef in der aktuellen Ausgabe des Magazins vor, sie mit unangemessenen Äußerungen bedrängt zu haben. Der drei Seiten lange Bericht trägt den Titel "Der Herrenwitz".

Es geht um einen Vorfall am 5. Januar 2012, dem Vorabend des Dreikönigstreffens der FDP in Stuttgart. Nach dem Ball im Hotel "Maritim" habe sich Brüderle ihr genähert und aufdringliche Bemerkungen gemacht, lautet im Kern der Vorwurf der heute 29-jährigen "Stern"-Journalistin.

Bei den Liberalen ist die Empörung groß. Wolfgang Kubicki, FDP-Fraktionschef in Schleswig-Holstein, sowie die Präsidiumsmitglieder Jörg-Uwe Hahn und Elke Hoff kritisierten das Magazin scharf. Brüderle selbst äußerte sich zunächst nicht.

FDP-Politiker Rainer Stinner verteidigte seinen Fraktionschef gegen Sexismus-Vorwürfe. Er halte es für unprofessionell, dass die Journalistin diese Vorwürfe genau dann herauskrame, wenn dieser eine herausragende Position in der Partei übernehme, sagte er am Donnerstag im Deutschlandfunk.

"Das ist so durchsichtig und das ist so primitiv, dass ich sage, das fällt eher auf den Journalismus des 'Stern' zurück als auf Rainer Brüderle", sagte der außenpolitische Sprecher der FDP-Fraktion.

Es sein "ein schmaler Grat", auf dem sie balancierten, räumten zwei Autoren der Online-Ausgabe des "Stern" ein. Zumindest fragwürdig erscheint, warum die Journalistin ihre Erlebnisse erst ein Jahr später öffentlich macht — ausgerechnet zum Start des Wahlkampfs.

(RP/csi/nbe)
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