Vorsitzender der Innenministerkonferenz Maier sieht „Querdenken“-Rückzug als taktisches Manöver

Berlin · Großdemonstrationen hat „Querdenken“-Initiator Ballweg abgesagt. Dahinter verortet Georg Maier, Vorsitzender der Innenministerkonferenz, keinen Rückzug, sondern Taktik - und finanzielle Interessen.

 Das Logo von „Querdenken“, mit dem es zahlreiche Merchandising-Artikel zu kaufen gibt, bei einer Veranstaltung in Berlin im November.

Das Logo von „Querdenken“, mit dem es zahlreiche Merchandising-Artikel zu kaufen gibt, bei einer Veranstaltung in Berlin im November.

Foto: dpa/Fabian Sommer

Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz (IMK), Georg Maier (SPD), geht trotz des jüngsten Verzichts der „Querdenken“-Bewegung auf Großdemonstrationen nicht davon aus, dass sich die Bewegung zurückzieht. „Der angekündigte Rückzug ist rein taktisch motiviert“, sagte der thüringische Innenminister dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Mittwoch). „Querdenken“ löse sich keineswegs auf. Es sei nur gerade schwierig, für Großdemonstrationen zu mobilisieren, weil es wegen der hohen Corona-Infektionszahlen deutlich mehr Einschränkungen gebe, die auch vor Gericht standhielten, sagte Maier.

„Querdenken“-Initiator Michael Ballweg hatte vor wenigen Tagen erklärt, den Winter für eine Pause nutzen zu wollen, um für den Frühling „Kräfte zu sammeln und die Vernetzung voranzutreiben“. Nach Maiers Einschätzung wartet die „Querdenken“-Bewegung ab, „bis die Corona-Maßnahmen greifen, um sagen zu können: Seht her, es ist alles halb so schlimm“.

Außerdem gehe es bei der Demonstrationsabsage um Finanzielles. „Querdenken“ werde längst zum Geschäftsmodell gemacht, sagte Maier: „Da werden knallharte wirtschaftliche Interessen verfolgt. Dazu braucht man eine kritische Masse - und deshalb gibt es auch keine Scheu, Leute etwa aus der Reichsbürgerszene anzusprechen.“

Das Ganze sei offenbar „so lukrativ, dass es eine entsprechend hohe Dynamik bekommt“. Dabei gehe es um den Markennamen „Querdenken“ ebenso wie um Merchandising, sagte Maier. Das sei auch der Grund, warum die Bewegung nach der Corona-Pandemie unter Umständen nicht verschwinden, sondern sich ein neues Thema suchen werde.

Der SPD-Politiker sagte, „Querdenken“ sei in weiten Teilen extremistisch, und fügte hinzu: "Es ist daher richtig, dass Baden-Württemberg die Bewegung zum Beobachtungsobjekt erklärt hat.

(peng/epd)
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