Prozess gegen Christian Wulffs Ex-Sprecher Zeuge beschreibt Gratis-Urlaube für Glaeseker

Hannover · Heruntergekommene Finca statt Luxus-Herberge: Im Glaeseker-Prozess schildert ein Zeuge, wo der frühere Sprecher von Ex-Bundespräsident Wulff die ihm zur Last gelegten Gratis-Kurzurlaube verbracht hat.

Prozess gegen Olaf Glaeseker: Zeuge beschreibt Gratis-Urlaube
Foto: dpa, Peter Steffen

Im Korruptionsprozess gegen den langjährigen Vertrauten von Ex-Bundespräsident Christian Wulff, Olaf Glaeseker, hat ein Zeuge detailliert die diesem zur Last gelegten Gratis-Urlaube beschrieben. Der frühere Hausmeister des mitangeklagten Partymanagers Manfred Schmidt entwarf am Dienstag vor dem Landgericht Hannover das Bild einer spanischen Finca in desolatem Zustand. Dort hatte Wulffs ehemaliger Sprecher mit seiner Frau mehrere kostenlose Kurzurlaube auf Einladung Schmidts verbracht.

Damit hat sich Glaeseker, damals niedersächsischer Regierungssprecher, nach Ansicht der Staatsanwaltschaft korrupt verhalten. Er soll von Schmidt die Gratis-Urlaube und -Flüge angenommen und diesem im Gegenzug bei der Sponsorensuche für eine Promi-Party geholfen haben. Im Mittelpunkt des vierten Prozesstages standen Zeugenaussagen früherer Wegbegleiter Schmidts.

Der Hausmeister, den beide Angeklagte im Gericht keines Blickes würdigten, hatte Ende 2011 ein Hamburger Magazin auf Glaesekers Aufenthalte auf der Finca aufmerksam gemacht. Als Motiv nannte der Zeuge, der sich in der zweistündigen Vernehmung mitunter widersprach, seinen Unmut über fehlende Mittel für die Renovierung der Finca. "Für Besucher war ja Geld da!", sagte er. Die Verteidigung präsentierte eine E-Mail, die der Mann zwei Tage nach seinen belastenden Aussagen Glaeseker zu Weihnachten geschickt hatte. Darin heißt es: "Trotz der ganzen Dramatik und der Presseschmierereien wünsche ich euch ein schönes Weihnachtsfest."

Auf der bei Barcelona gelegenen Finca habe ein einziges Chaos geherrscht, sagte der ehemalige Hausmeister. Die Elektrik sei ein Problem gewesen. Baden im Pool sei deswegen lebensgefährlich gewesen. "Die Tierhaltung war eine völlige Katastrophe", sagte der Mann. In Volieren hätten sich Kaninchen tot gebissen. Auf die Frage, welche Tiere gehalten wurden, antwortete er: "60 Hühner, 2 Emus, 40 Papageien, mehrere Heidschnucken, ein Esel, ein Pferd, Forellen, 2 Hunde, 2 Katzen und ein paar Wachteln."

Der von Schmidts Lebensgefährtin Ende 2007 eingestellte Mann erklärte, das Ehepaar Glaeseker sei damals zweimal im Jahr - einmal im Frühjahr, einmal im Herbst - zu Besuch gewesen. Meistens sei das Ehepaar nur für eine Übernachtung gekommen, gelegentlich auch für drei oder vier Nächte. Den befreundeten Schmidt hätten die beiden dann meist in dessen Wohnsitz im nicht weit entfernten südfranzösischen Ort Banyuls-sur-Mer besucht.

(dpa)
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