Studentenschaft entzweit Protestwelle rollt über Unis hinweg

Düsseldorf (RPO). Die Protestwelle an den Unis hält an: Ob in Aachen, Duisburg, Berlin oder München - quer durch die Republik besetzen zahlreiche Studenten derzeit aus Protest gegen ihre Lernbedingungen Hörsäle, verhindern Seminare und Vorlesungen. "Wir bleiben solange, bis wir etwas erreicht haben", erklärte der Sprecher der Besetzer in München, Sebastian Urchs, am Freitag. Allerdings sind die Aktionen unter den Studenten nicht unumstritten. In Duisburg kam es bereits zu Pöbeleien zwischen Gegnern und Befürwortern der Aktionen.

Studentenproteste in ganz Deutschland
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An der Uni Duisburg-Essen entzweit der Streik die Studentenschaft: Während die einen wild entschlossen sind, eine Abschaffung der Studiengebühren und Änderungen beim Masterstudium mit ihren Blockaden zu erzwingen, lehnen andere, darunter auch der Asta, die Aktionen ab. Die Begründung: Zu viele Lehrveranstaltungen fielen durch den Streik aus. Am Donnerstag eskalierte die Situation: Ein Interview des WDR mit dem stellvertretenden Asta-Vorsitzenden Jan Bauer vor dem Audimax musste wegen lauter Pfiffe und Zwischenrufe abgebrochen werden.

Besetzungen halten an

Die Besetzung der beiden Audimax-Hörsäle an der Hochschule Duisburg-Essen hält derweil an. Etwa 200 bis 300 Studenten beteiligten sich an den jeweiligen Standorten an den Aktionen, erklärte eine Sprecherin der Hochschule. Die Uni-Leitung hatte den Bildungsstreik zunächst geduldet, von den Studenten aber gefordert, ihre Aktion bis Freitagabend (13. November, 18.00 Uhr) zu beenden. Sollte dies nicht geschehen, sei eine Räumung nicht ausgeschlossen, sagte die Sprecherin.

In Münster wurde das Audimax der Uni bereits von der Polizei geräumt; in Bielefeld gaben die Besetzer des Audimax am Freitagmorgen auf, nachdem die Polizei mit Räumung gedroht hatte. Die Studenten hätten den größten Hörsaal der Universität im Laufe der Nacht freiwillig verlassen, teilte die Hochschule in Bielefeld mit. Das Rektorat nehme die Anliegen der Studenten sehr ernst und wolle den begonnenen Diskussionsprozess intensivieren.

Angebliche Stürmung

Studentenvertreter sprachen dagegen von einer Stürmung des Saals durch 70 Polizisten. Ein Polizeisprecher wies dies zurück: "Es gab keine Polizeiaktion." Als die Beamten vor Ort gewesen seien, hätten die Studenten den Saal bereits wieder verlassen. Die Aktion im Audimax hatte zwei Tage gedauert.

Die Studenten kritisieren, dass sich im Zuge der Bologna-Reform die Lehrbedingungen an den Hochschulen verschlechtert hätten. Die Reform sei fehlgeschlagen und "eine unendliche Belastung für die Studierenden", sagte der Studentische Sprecher des Bildungsstreiks München, Malte Pennekamp.

Die Streikenden fordern mehr Geld für Bildung und weniger strenge Zulassungskriterien zum Studium. Außerdem verlangen sie mehr Mitspracherechte für Studenten und setzten sich für eine geringere Arbeitsbelastung in den Bachelor- und Masterstudiengängen sowie deren generelle Reform ein. Die Proteste sollen am Dienstag (17. November) in einen bundesweiten Bildungsstreik münden.

Unterstützung von der GEW

Unterstützung erhielten die Studenten von der GEW. Der erneute Protest gegen "unzumutbare Studienbedingungen und für freien Zugang zu Bildung" sei absolut berechtigt, sagte GEW-Landeschefin Rose-Marie Seggelke. Nach dem "Bildungsstreik" im Sommer sei "viel versprochen, aber wenig gehalten" worden.

Vor allem in den neuen Studiengängen mit Bachelor- und Masterabschluss müssten dringend Veränderungen vorgenommen werden, forderte Seggelke. Dazu gehöre, die inhaltliche Überfrachtung der Studiengänge zu reduzieren, den "Prüfungswahn" einzudämmen und Zeit für eigenständiges Studieren und gesellschaftliche Aktivitäten zu ermöglichen. Senat und Hochschulleitungen müssten "endlich aufwachen" und konkrete Verbesserungen bei der Umsetzung des Bologna-Prozesses einleiten.

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) forderte die Länder auf, sich ihrer Verantwortung zu stellen und auf die Bildungsproteste der Studenten zu reagieren. "Weil die Länder so viel Wert darauf legen, die ersten Träger der Hochschule zu sein, müssen sie jetzt ihre Verantwortung wahrnehmen und gegebenenfalls auch finanziell der einen oder anderen Hochschule noch mehr Spielraum geben", sagte sie am Freitag in Berlin.

(DDP/pegn)
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