Anschlag in Berlin Das schreibt die internationale Presse
Nach dem Anschlag mit einem Lkw auf den Weihnachtsmarkt in Berlin gab es viele Reaktionen. Das schreibt die Presse im In- und Ausland:
"Mannheimer Morgen"
"Nach dem Anschlag von Berlin kämpft unsere Demokratie - dieser Ausdruck sei ausnahmsweise erlaubt - an mindestens zwei "Fronten": gegen die sich mit Sprengstoff beladenden Gegner, die auch Fahrzeuge zu Waffen machen - und gegen die verbalen Scharfschützen, die sich auf dem rechten Standstreifen zur Geisterfahrt gegen unsere Demokratie weiter aufmunitionieren."
"Südwest-Presse" (Ulm)
"Freiheit entfaltet sich immer in Sicherheit. Je stärker die Angriffe von außen werden, desto stärker müssen wir sie schützen. Dabei ist die Entscheidung über die richtigen Mittel immer eine politische Gratwanderung: Wie stark beschneiden wir mit strengeren Sicherheitsgesetzen genau die Freiheit, die wir bewahren wollen? Doch es gibt keine andere Chance. Zu allem entschlossene Attentäter und Mörder? lassen sich von ihren Plänen nicht durch bloßes Zureden abbringen. Sie müssen gestellt werden?- mit jedem möglichen legalen Mittel, das uns zur Verfügung steht."
"Münchner Merkur"
"Natürlich dürfen Migranten nun nicht unter Generalverdacht geraten. Doch darf die Politik bei rituellen Beschwörungen nicht stehenbleiben. Nötig ist eine entschiedene Antwort des Staates auf die unübersehbar klaffenden Sicherheitslücken. Schon die Reaktionen auf den Amoklauf von München zeigten, wie sehr das Grundsicherheitsgefühl der Bürger verletzt ist. Viele Menschen haben Angst. Ihnen einzubläuen, wie übertrieben ihre Furcht sei, wird auf Dauer nicht reichen."
"Westfälische Nachrichten" (Münster)
"Noch gibt es keine Beweise dafür, dass es zwischen dem wahrscheinlichen Terroranschlag in Berlin und der - erwiesenen - Strategie des IS, mit den Flüchtlingen auch Terroristen nach Deutschland zu schleusen, einen direkten Zusammenhang gibt. Dass sich allerdings durch den weitgehend unkontrollierten Zustrom dieses Risiko-Potenzial erhöht haben dürfte, ist eine statistische Wahrscheinlichkeit. Letzte Sicherheit kann es nicht geben, aber die Verwundbarkeit schockiert."
"Freie Presse" (Chemnitz)
"Der Philosoph Karl Popper wusste schon vor 80 Jahren: Freiheit kann ungemütlich werden, kann Angst machen, kann Menschen überfordern und die Sehnsucht nach der Rückkehr in eine geschlossene Gesellschaft nähren. Der Kampf für die Freiheit ist ein ewiger. Er endet nie. Gegen Gewalt und Terror muss mit aller Konsequenz, aber eben auch mit den Waffen des Arguments gekämpft werden, damit die offene Gesellschaft als Vorbild strahlen kann. Daran hängt alles. Nicht zuletzt unser freiheitlicher Lebensstil."
"Schwäbische Zeitung" (Ravensburg)
"Am Tag danach hat die Benommenheit dominiert. In der Politik, bei den Medien und auch bei jenen, die ermitteln sollen, wer denn hinter dem Angriff auf den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche steht. Die Schuldzuweisungen, die einige Schreihälse in den sozialen Medien vornehmen, laufen ins Leere. Es gibt in einem solchen Moment der Benommenheit keine befriedigende Antworten. Auch die Politik, die es gewohnt ist, Antworten zu geben, lernt damit umzugehen, dass es einen Schrecken gibt, für den es keine Erklärung gibt. In funktionierenden Gesellschaften mit demokratischen Mechanismen, kompetenten Behörden und Meinungsfreiheit, stärkt solcher Schrecken die Resilienz, die Widerstandskraft. Und so ist in den Stunden nach dem Anschlag am Berliner Breitscheidplatz etwas Bemerkenswertes in dieser deutschen Gesellschaft zu beobachten: Sie trauert und nimmt Anteil. Gleichzeitig vergewissert sie sich ihrer selbst und ihrer Art zu leben."
"Frankfurter Allgemeine Zeitung"
"Der Anschlag in Berlin (...) stellt eine alte Frage wieder in sehr schmerzhafter Weise: Was kann man dagegen tun? Wenn schon nicht die Ursachen sofort und unmittelbar bekämpft werden können, wie dann aber die Folgen? (...) Es gebe keinen absoluten Schutz vor dieser neuen Form von Kriegsführung, wird dagegen gerne eingewandt. Mag sein. Es gibt aber auch keine absolute Schutzlosigkeit. Deutschland hatte bislang, so schrecklich die Tat von Berlin und andere Taten vor ihr auch waren, großes Glück. Der Schock über so viel Grausamkeit wird sich nun dennoch in den Alltag Deutschlands fressen. Kann jetzt noch jemand sagen: Frohe Weihnacht? Trost und inneren Schutz spendet in solchen Zeiten ohnehin kein noch so gut bewachter Weihnachtsmarkt. Wohl aber eine Botschaft wie die der Weihnachtsgeschichte."
"Nordsee-Zeitung" (Bremerhaven)
"Und trotz der Terrorwarnungen und der vereitelten Anschläge hatten die meisten das Gefühl, irgendwie in einem sicheren Hafen zu sein, während in der Welt draußen der Terror die Menschen bedroht. Sollte sich die Tat von Berlin nun wirklich als Akt islamistischen Terrors herausstellen, dürfte dieses Gefühl endgültig vorbei sein."
"Frankfurter Rundschau"
"Die Terroristen haben Erfolg. Sie versetzen viele Menschen in Angst und Schrecken, sie stürzen andere aber auch in einen hasserfüllten Taumel aus Gewaltfantasien und blinder Wut auf alles, was irgendwie anders ist. Natürlich betreiben sie damit durchaus erfolgreich eine Spaltung auch unseres Landes in einen toleranten und mitfühlenden Teil und einen intoleranten, von Wut und Ängsten gesteuerten Teil. Freilich soll deren Lautstärke nicht über die Zahl dieser Ultrarechten hinwegtäuschen. Es sind viele, zu viele. Aber es sind längst nicht so viele wie diejenigen, die wenig Aufhebens von ihrem Engagement für Benachteiligte, Verfolgte, Arme und Schwache machen. Die ihre gelebte Toleranz und Hilfsbereitschaft nicht über Twitter oder irgendwelche Kommentarfunktionen hinauskrakeelen. Die an Verständnis glauben, an Miteinander, an sozialen Ausgleich, an Demokratie."
"Stuttgarter Zeitung"
"Der Anschlag wird diese Gesellschaft erschüttern. Aber sie ist trotz aller Differenzen stark genug, um darauf die richtige Antwort zu geben: Die Werte, für die wir stehen, können durch terroristische Akte getroffen werden - aber sie können nicht zerstört werden. Wäre es anders, hätte der Terror gesiegt. Das sind die Gedanken, die uns umtreiben müssen, sobald die Trauer über die Toten von Berlin den Platz dafür frei gibt."
Le Parisien (Frankreich):
"Die Tragödie, die sich gestern in Berlin ereignet hat, ähnelt leider dem Albtraum, den alle Polizeibehörden in westlichen Ländern schon seit Jahren fürchteten. Schon seit langem haben islamistische Terroristen das Symbol des Weihnachtsmarktes im Visier, der die christliche Tradition und volkstümliches Feiern vereint. Nun hat es die deutsche Hauptstadt getroffen. Aber nicht ein einzelnes Land ist getroffen, sondern das Herz Europas." (afp)
"Républicain lorrain" (Frankreich):
"Keiner ist außerhalb unserer Reichweite. Die doppelte Botschaft, die gestern von den islamistischen Terroristen geschickt wurde, ist eine neue Warnung an die westlichen Länder - geschrieben in blutigen Buchstaben."
Rzeczpospolita (Polen):
"Der Anschlag in Berlin wird die Bundestagswahlen im September 2017 beeinflussen. Angela Merkel bemüht sich um ihre vierte Wiederwahl. Ihre Flüchtlingspolitik wird von vielen Deutschen nicht unterstützt. In vielen Kreisen gilt sie gar als größte und sogar tödliche Sicherheitsbedrohung. Unter diesen Umständen kann die fremdenfeindliche Alternative für Deutschland (AfD) an Beliebtheit gewinnen. Chancen, die Wahlen zu gewinnen und eine Regierung zu bilden, hat sie nicht. Aber Deutschland wird nach Berlin nicht mehr dasselbe sein."
Neue Zürcher Zeitung (Schweiz):
"Das politische Klima für einen Ausbau der Sicherheitsvorkehrungen ist günstiger geworden, ohne dass Deutschland in Gefahr geriete, die Massstäbe des demokratischen Rechtsstaats zu verletzen. Das ist richtig so. Ob die Gewalttat von Berlin durch geschickte Polizeiarbeit hätte verhindert werden können, kann noch nicht beurteilt werden. Skepsis ist angezeigt, vor voreiligen Spekulationen und der Suche von Sündenböcken ist zu warnen."
La Repubblica (Italien):
"Erst vor zwei Wochen hat der Sprecher des IS es als Priorität bezeichnet, sich auf die Attentate zu konzentrieren, und den Westen gemahnt: "Erinnert euch an diese Worte." Und jetzt scheint die Bedrohung tödlich konkret zu werden. (...) Der größte Fehler, den wir heute begehen können, ist, auf die Brutalität weniger mit der Diskriminierung zahlreicher hoffnungsloser Asylsuchender zu antworten. Schon seit 15 Jahren wiederholen wir, dass dieser Krieg auch ein Krieg der Kulturen ist, in der lediglich die Verteidigung unserer Werte der Demokratie, des Respekts und der Solidarität eine Barriere gegen den Terror bauen kann."
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