Ostsee Polnische Grenzbeamte beschießen deutschen Ausflugsdampfer

Warschau/Usedom (rpo). Polnische Zollbeamte haben in der Ostsee einen deutschen Ausflugdampfer beschossen. Nach Angaben der Reederei soll dies nicht der erste Zwischenfall gewesen sein. Die polnische Seite spricht dagegen von grünen Warnraketen.

Nach dem Eklat um eine polnische Zollkontrolle auf einem ihrer Urlauberschiffe nimmt die deutsche Adler-Reederei auf Usedom am Freitag die Ostseerouten ins östliche Nachbarland wieder auf. Die Schifffahrt war für drei Tage eingestellt worden, da nach Reedereiangaben "weitere Übergriffe der polnischen Zöllner befürchtet" wurden. Am Dienstag sollen erstmals Schüsse gefallen sein, mit denen die polnischen Behörden eine Durchsuchung des Ausflugsschiffes erzwingen wollten. Die Reederei teilte am Donnerstag mit, dass es in der Vergangenheit bereits mehrfach Konfiszierungen des gesamten Zigarettenbestandes wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten gegeben habe.

Bei der Einfahrt der "Adler Dania" nach Swinemünde hatten am Dienstag drei polnische Zöllner in Zivil die Beschlagnahmung steuerpflichtiger Zigaretten und Alkoholika angekündigt. Da der Kapitän den in polnischer Sprache ausgestellten Ausweis nicht akzeptierte, drehte das Schiff bei und steuerte wieder deutsche Gewässer an. So sähen es die Regeln des Internationalen Sicherheits-Codes ISPS zum Schutz für Schiff und Besatzung vor, argumentierte ein Reedereisprecher.

Verfolgt von der polnischen Küstenwache sollen nach Passagierberichten Schüsse über das Schiff, nach Aussagen des polnischen Zolls jedoch lediglich zwei grüne Warnraketen abgefeuert worden sein. Verletzt wurde niemand, die "Adler Dania" legte anschließend unversehrt in Heringsdorf an, wie der Reedereisprecher sagte. Das Schiff wurde nach Peenemünde verlegt und zunächst aus dem Verkehr gezogen.

Die "Adler"-Reederei rechtfertigte sich damit, dass die Zöllner die Spirituosenbestände wie bereits öfter in der Vergangenheit hätten konfiszieren wollen. 2004 seien 180.000 Zigaretten, 2006 sogar 380.000 Zigaretten ohne Begründung von Beamten in Zivil kassiert und jeweils in privaten Pkw abtransportiert worden. Auch auf anwaltliche Nachfrage habe es in beiden Fällen bis heute keine schriftliche Begründung, geschweige denn ein Verfahren gegeben, sagte der Reedereisprecher.

Am Freitag wird das kleinere Schwesternschiff "Adler XI" von den drei Kaiserbädern Ahlbeck, Bansin und Heringsdorf die polnische Insel Wollin ansteuern. Am Samstag und Sonntag soll wieder fahrplanmäßig nach Swinemünde gefahren werden.

Inzwischen bemühen sich das Auswärtige Amt sowie die zuständigen Innenbehörden weiter um Klärung des Sachverhalts. Alle rechtlichen und darüber hinausgehenden Fragen in diesem Zusammenhang müssten rasch und im Geist der gutnachbarschaftlichen deutsch-polnischen Beziehungen aufgeklärt werden, teilte das Auswärtige Amt mit.

(afp)
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