KZ-Arzt Heim Polizei hat heiße Spur des NS-Verbrechers "Doktor Tod"

Jerusalem/Hamburg (rpo). Offenbar ist die spanische Polizei dem NS-Kriegsverbrecher Aribert Heim auf den Fersen. Der 91-jährige ehemalige SS-Arzt soll noch nach Medienberichten bis vor kurzem an der spanischen Costa Brava gelebt haben. Heim, der wegen seiner grausamen Menschenversuche als "Doktor Tod" bekannt wurde, ist seit 1962 auf der Flucht.

Das berichen die israelische Tageszeitung "Haaretz" und das Magazin "Spiegel". Laut "Haaretz" steht eine Verhaftung des 91-Jährigen kurz bevor. Die spanische Polizei erklärte allerdings, sie habe Heim weder aufgespürt noch festgenommen.

Man habe zwar Hinweise erhalten, dass sich der Gesuchte in der nordöstlichen Provinz Girona aufhalte, erklärte die spanische Polizei am Samstag. Er sei bislang aber weder aufgespürt noch festgenommen worden. Man vermute lediglich, dass er kürzlich in der Gegend von Palafrugell gewesen sein könnte, teilte Polizeisprecher Joan Lopez in Girona mit. Der Direktor der israelischen Zweigstelle des Simon Wiesenthal Zentrums, Efraim Zuroff, sagte, es sei nicht sicher, ob Heim noch in Spanien sei: "Es gibt Spekulationen, dass er vielleicht in andere Länder entkommen ist."

Der "Spiegel" berichtete, nach Erkenntnissen der Madrider Polizei habe ein Angehöriger des ehemaligen KZ-Arztes von Buchenwald und Mauthausen in den vergangenen fünf Jahren rund 300.000 Euro an einen Bekannten in Spanien überwiesen. Die Fahnder gingen dem Verdacht nach, das Geld könnte zumindest teilweise dazu gedient habe, den seit 43 Jahren flüchtigen Heim im Alter finanziell zu unterstützen.

Zuroff hatte den heute 91-Jährigen einst als "brutalsten KZ-Arzt neben Josef Mengele" bezeichnet. Heim soll in Buchenwald und Mauthausen in medizinischen Experimenten hunderte Menschen mit Injektionen getötet haben. Nach dem Krieg hatte er als Arzt in Süddeutschland gearbeitet, bis 1962 Anklage gegen ihn erhoben wurde. Heim war daraufhin untergetaucht. Die deutschen Behörden haben eine Belohnung von 130.000 Euro für seine Ergreifung ausgesetzt, das Simon Wiesenthal Zentrum weitere 10.000 Euro.

Spanien schon länger als Versteck vermutet

Schon seit Mitte der 80er Jahre war dem "Spiegel" zufolge Spanien als Heims mögliches Versteck genannt worden. In den vergangenen Wochen habe es dann verstärkte Hinweise gegeben, dass er bis vor Kurzem an der südlichen Mittelmeerküste bei Dénia nördlich von Alicante gelebt haben könnte. Die Ermittler seien den Überweisungen nach Spanien über eine Geldwäscheverdachtsanzeige auf die Spur gekommen, schreibt das Nachrichtenmagazin.

So seien 2003 über mehrere Monate hinweg größere Summen via Western Union von Deutschland aus an einen ursprünglich aus Italien stammenden Freund der Familie nahe Girona transferiert worden - ein im europäischen Zahlungsverkehr wegen der hohen Gebühren unüblicher Weg. In den ersten Monaten dieses Jahres seien rund 10.000 Euro angeblich im Zusammenhang mit dem Aufbau einer Galerie an den Italiener geflossen. "Haaretz" berichtete ferner unter Berufung auf das Simon-Wiesenthal-Zentrum, Heim habe rund zwei Millionen Dollar (1,65 Millionen Euro) auf einem Berliner Konto angesammelt.

Das Simon-Wiesenthal-Zentrum hatte im August erklärt, man wolle Heim seinen in Österreich erworbenen Doktortitel entziehen lassen. Der Arzt wurde 1940 an der Medizinischen Universität Wien promoviert, in Österreich selbst hat er aber nie praktiziert.

(afp)
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