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Holocaust-Gedenktag Politik mahnt zur Wachsamkeit vor Antisemitismus

Berlin · Deutschland gedenkt am 27. Januar der Verbrechen von Auschwitz. Mehrere Ministerpräsidenten riefen dazu auf, gegen rechtes Gedankengut aufzustehen und wachsam zu bleiben.

Sehen, ohne zu sehen: Der Alltag neben Auschwitz
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Die Vereinten Nationen hatten 2005 den 27. Januar, den Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, offiziell zum internationalen Holocaust-Gedenktag erklärt. Auschwitz steht als größtes NS-Vernichtungslager symbolhaft für den Völkermord und für die Millionen Menschen, die durch das Nazi-Regime entrechtet, verfolgt, gequält oder ermordet wurden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mahnte zum 80. Jahrestag der Machtergreifung Adolf Hitlers, die Aufarbeitung der Nazi-Diktatur niemals ruhen zu lassen. In ihrer wöchentlichen Video-Botschaft sagte sie, es sei sehr wichtig, dieses dunkle Kapitel nicht zu vergessen und sich gefeit zu machen, damit sich "so etwas nie, nie wiederholen kann". Deutschland habe eine "immerwährende Verantwortung für die Verbrechen des Nationalsozialismus, für die Opfer des Zweiten Weltkrieges und vor allen Dingen auch für den Holocaust".

In der Gedenkstätte im früheren Konzentrationslager Auschwitz trafen sich am Sonntag wie jedes Jahr Überlebende des Holocausts. Der russische Parlamentspräsident Sergej Naryschkin eröffnete eine neue Ausstellung über das Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen in Auschwitz und die Befreiung des Lagers durch die Rote Armee.

Papst Benedikt XVI. mahnte bei einer Rede auf dem Petersplatz zur Wachsamkeit gegenüber Rassismus. "Die Erinnerung an diese Tragödie, die vor allem das jüdische Volk getroffen hat, muss für jeden eine ständige Warnung sein, dass dieser Horror der Vergangenheit nie wieder geschehen darf", sagte das katholische Kirchenoberhaupt.

Aufstehen gegen Rechts gefordert

CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe sagte, Auschwitz stehe wie kein anderer Ort für den Völkermord der Nationalsozialisten: "Dieser Tag ist ein Tag des besonderen Gedenkens an die Millionen Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Die Opfer verpflichten uns, Diskriminierung und Hass in jeder Form für alle Zukunft und überall entschieden entgegenzutreten." Das Wissen um die deutsche Vergangenheit müsse insbesondere bei der jüngeren Generation gegenwärtig bleiben.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD)
rief anlässlich des Gedenktages zu einer wehrhaften Demokratie auf.
"Wir lassen die Freiheit in unserem Lande nicht durch Extreme bedrohen", sagte die SPD-Politikerin in der Gedenkstätte des ehemaligen KZ Osthofen. "Wir brauchen eine wehrhafte Demokratie, die deutlich macht, dass es für rassistische, antisemitische und demokratiefeindliche Weltanschauungen keinen Platz in Deutschland gibt", fügte Dreyer hinzu. Deshalb trete die rheinland-pfälzische Landesregierung für ein Verbot der rechtsextremistischen NPD ein.

Historische Last und Chance

Mit Kranzniederlegungen und Schweigeminuten wurde in den Ländern an die Gräueltaten der NS-Zeit erinnert. Vor dem Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in Berlin-Tiergarten wurden am Vormittag Blumen niedergelegt. In Brandenburg kamen im ehemaligen Frauen-KZ Ravensbrück und im früheren KZ Sachsenhausen bei Oranienburg Menschen zu Gedenkveranstaltung zusammen.
Brandenburgs Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) appellierte an die junge Generation, die Pflege der Erinnerungskultur nicht als "historische Last, sondern als große Chance" zu begreifen.

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) sagte in seiner Ansprache im Dresdner Landtag, die Deutschen hätten den immerwährenden Auftrag, die Demokratie zu achten und sie vor ihren Feinden zu schützen. "Es ist an uns selbst, unsere Mitmenschen mit Toleranz und Respekt zu behandeln und als vorurteilsfrei zu akzeptieren."

Mahnung an die junge Generation

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) forderte eine bessere Aufklärung der jungen Generation über die Grausamkeiten der Nazis. "Dem unmenschlichen Vernichtungswillen der Nationalsozialisten sind viele Millionen Menschen zum Opfer gefallen", sagte Wowereit in Berlin. Es sei eine Verpflichtung des demokratischen Staats und der Zivilgesellschaft, jungen Menschen diese Verbrechen vor Augen zu führen.

Auch zum 80. Jahrestag der Machtergreifung Hitlers am Mittwoch (30. Januar) müsse an die Schrecken dieser Zeit erinnert werden, damit so etwas nicht wieder passiere, mahnte Brandenburgs Regierungschef Matthias Platzeck (SPD). "Das Jahr 1933 steht für den Beginn eines der schwärzesten Kapitel deutscher Geschichte, für Unheil und Leid auch auf dem Gebiet des heutigen Brandenburg", sagte der Ministerpräsident. Der Rückblick mache deutlich, wie wichtig es sei, Toleranz und Mitmenschlichkeit zu leben.

In Deutschland wird dieser Gedenktag seit 1996 offiziell am Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz im Jahr 1945 durch die Rote Armee begangen. Der damalige Bundespräsident Roman Herzog erklärte dieses Datum zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus.

(APD/pst)
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