Bildungsstreiks gehen weiter Politik kommt Studenten entgegen

Berlin (RPO). Nach den bundesweiten Hochschulprotesten haben Politiker von Bund und Ländern Verbesserungen für die Studenten in Aussicht gestellt. Der niedersächsische Wissenschaftsminister Lutz Stratmann (CDU) forderte am Mittwoch eine Aufwertung des Bachelor-Studiengangs. Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) schlug eine Erhöhung des BAföGs vor. Die Proteste gehen unterdessen weiter.

Studenten machen aus Hörsaal WG-Zimmer
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Stratmann sprach sich im Radiosender Bayern 2 dafür aus, Bachelor-Studiengänge so umzugestalten, dass Studenten durch sie eine Berufsqualifizierung erhalten. Derzeit bauten Bachelor- und Masterstudiengänge zu sehr aufeinander auf. Stratmann schlug eine Ausweitung des Bachelors auf sieben oder acht Semester vor. Auch inhaltlich müssten Bachelor-Studiengänge "entschlackt" werden.

Wintermantel verteidigt Bachelorabschlüsse

Die Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz, Margret Wintermantel, verteidigte die Bachelor-Studiengänge, räumte aber Probleme bei der Umsetzung der Hochschulreform ein. Wintermantel sagte der Wochenzeitung "Die Zeit", die Umstellung der Studiengänge auf Bachelor- und Masterabschlüsse sei "vernünftig und zielführend" gelaufen. Allerdings gebe es zu viele Vorschriften, wie zum Beispiel die Vorgabe einer Seitenzahl für Bachelor-Abschlussarbeiten. Nach Umfragen seien die Studenten seit der Reform aber im Durchschnitt zufriedener mit den Studienbedingungen.

Bildungsministerin Schavan sagte der "Berliner Zeitung" vom Mittwoch, sie wolle sich für eine Erhöhung der Ausbildungsförderung einsetzen. "Ich halte eine BAföG-Erhöhung für richtig und werde sie den Ländern und dem Bundeskabinett vorschlagen." Damit solle das Stipendienprogramm der Regierung ergänzt werden. Das Deutschen Studentwerk begrüßte Schavans Vorschlag. "Das ist ein wichtiges und richtiges Signal an die Studierenden, die sich in den vergangenen Tagen mit Macht für bessere Studienbedingungen und eine bessere Studienfinanzierung engagiert haben", erklärte der Präsident des Studentenwerks, Rolf Dobischat.

Studentenverband: Schavans Vorschlag ist "Beruhigungspille"

Der studentische Dachverband fzs begrüßte ebenfalls Schavans Vorschlag. Vorstandsmitglied Anja Gadow sagte zu bild.de, es handele sich nur um eine der Forderungen der protestierenden Studenten, "aber nur eine kleine". Jetzt müssten politische Zugeständnisse folgen. Als "Beruhigungspille" bezeichnete der Grünen-Bildungsexperte Kai Gehring Schavans Vorschlag. Er forderte Schavan auf, "zügig einen konkreten Gesetzentwurf" vorzulegen.

Der bildungspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Patrick Meinhardt, nannte die BAföG-Pläne "ein wichtiges Zeichen" für die Studierenden. Er hoffe aber, dass Schavan solch "eine Initiative solide durchgerechnet und vorbereitet hat", erklärte Meinhardt.

Proteste gehen weiter

Schüler und Studenten haben auch am Mittwoch in mehreren NRW-Städten ihre Proteste fortgesetzt und Reformen im Bildungssystem gefordert. Nach Angaben einer Sprecherin des Organisationskomitees "Bundesweiter Bildungsstreik" besetzten Studenten Hörsäle in den Universitäten unter anderem in Bochum, Köln, Münster und Siegen.

In Düsseldorf hielten rund 30 Schüler die Hulda-Pankok-Gesamtschule besetzt. Nachdem die Schule Strafantrag wegen Hausfriedensbruch gestellt hatte, rückte die Polizei an. Als etwa 30 Beamte für eine Räumung eintrafen, beendeten die Schüler die Blockade eines Zugangs zur Schulmensa, teilte die Polizei mit.

(AFP/awei)
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