Bücher der Kanzlerkandidaten Neue Plagiate bei Baerbock, Laschet und Scholz gefunden

Berlin · In seiner jüngsten Veröffentlichung geht der Plagiatsjäger Stefan Weber vor allem mit Grünen-Kandidatin Baerbock hart ins Gericht: Es sei „sehr wahrscheinlich“, dass ihr gesamtes Buch abgeschrieben sei. Die Sprecher der Betroffenen verweisen auf laufende Prüfverfahren.

 Olaf Scholz (SPD), Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) und Armin Laschet (CDU) vor der TV-Debatte am Montag. In ihren Büchern wurden weitere „kritische Stellen“ entdeckt.

Olaf Scholz (SPD), Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) und Armin Laschet (CDU) vor der TV-Debatte am Montag. In ihren Büchern wurden weitere „kritische Stellen“ entdeckt.

Foto: AFP/MICHAEL KAPPELER

Nach der jüngsten Veröffentlichung zu neuen mutmaßlich plagiierten Stellen in den Büchern der Kanzlerkandidaten verweisen die Sprecher der Betroffenen auf laufende Prüfverfahren. Eine Sprecherin von Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock erklärte am Dienstag, dass Baerbocks Buch derzeit noch „gründlich und mit Sorgfalt überarbeitet werde“. Im Falle von Unionskanzlerkandidat Armin Laschet teilte ein Sprecher mit, dass die Prüfung von Laschets Buch „Die Aufsteigerrepublik. Zuwanderung als Chance“ immer noch nicht abgeschlossen sei. Die SPD äußerte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen gegen Kanzlerkandidat Olaf Scholz.

Der österreichische Plagiatsjäger Weber hatte am späten Montagabend einen weiteren Bericht zu auffälligen Bücher-Passagen der drei Kanzlerkandidaten veröffentlicht und vor allem bei Grünen-Chefin Baerbock deutlich mehr problematische Übereinstimmungen mit Fremdtexten gefunden als bisher bekannt.

Die Untersuchung von Baerbocks Buch „Jetzt. Wie wir unser Land erneuern“ habe er bei 100 Plagiatsfragmenten beendet und erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit, hatte Weber am Montagabend mitgeteilt. Es sei „sehr wahrscheinlich“, dass Baerbock das gesamte Buch abgeschrieben habe.

Zu dieser konkreten Einschätzung gab es am Dienstag auf Anfrage kein Statement der Grünen. Baerbocks Sprecherin wies darauf hin, dass die Grünen-Kandidatin bereits handwerkliche Fehler in ihrem Buch eingeräumt habe und die fehlenden Quellenangaben ergänzt würden. „Das wird noch geraume Zeit dauern“, hieß es weiter.

Auch beim Buch von NRW-Ministerpräsident Laschet führt Plagiatsjäger Weber weitere auffällige Stellen auf. In seiner Abschlussanalyse dazu benennt er insgesamt 17 kritische Fragmente.

Vorwürfe erhebt er auch gegen SPD-Kanzlerkandidat Scholz. Mit Blick auf sein Buch „Hoffnungsland. Eine neue deutsche Wirklichkeit“ spricht Weber von drei verifizierten Plagiatsfragmenten. Die Prüfung des Buches von Scholz sei noch nicht abgeschlossen. Erste Übereinstimmungen gebe es auch bei seinen Reden zu verzeichnen, hieß es weiter.

Ein Sprecher von Laschet verwies am Dienstag auf den bereits laufenden Prüfprozess zum Buch des Unionskandidaten. Dieser habe „nach Bekanntwerden entsprechender Hinweise“ einen Prüfprozess veranlasst, der noch andauere. Demnach habe Laschet mehrfach betont, „dass ein gewissenhaftes Arbeiten beim Verfassen von Werken und die Achtung des Urheberrechts für ihn auch eine Frage des Respekts vor anderen Autoren sind“. Der angestoßene Prüfprozess umfasse mehrere Verfahrensschritte, „die naturgemäß Zeit brauchen“.

Laschet hatte bereits Ende Juli erklärt, in seinem Buch aus dem Jahr 2009 gebe es offenkundig Fehler, die er verantworte. „Mindestens ein Urheber des im Buch verwendeten Materials wird weder im Fließtext noch im Quellenverzeichnis genannt“, hatte er damals erklärt. Dafür bat er ausdrücklich um Entschuldigung. Um zu klären, ob es weitere Fehler gebe, habe er die Prüfung des Buchs veranlasst.

„Abgekupfert wird im politischen Diskurs offenbar genau so dreist wie in der Wissenschaft, aber bei niemandem konnte man es bislang so werkprägend dokumentieren wie bei Annalena Baerbock“, erklärte Weber. „Sie ist Frau Guttenberg des politischen Sachbuchs.“ Aber auch von Laschet und Scholz „würde man erwarten, dass sie immer dann, wenn sie nicht in direkter Rede zitieren, eigene Worte verwenden“.

Baerbock hatte bereits mehrfach eingeräumt, bei ihrem Buch Fehler gemacht zu haben. Ihr Verlag hatte angekündigt, das Buch mit zusätzlichen Quellenangaben zu versehen.

Eine Sprecherin des Verlags teilte am Dienstag auf dpa-Anfrage mit, dass es immer noch keinen Erscheinungstermin für die überarbeitete Buchfassung gebe. Vor knapp einem Monat hatte der Verlag rückgemeldet, dass Baerbock an den Ergänzungen in ihrem Buch arbeite und sich „die nötige Zeit“ nehme, um „dies mit der gebotenen Sorgfalt und Gründlichkeit zu tun“.

(juju/mba/dpa)
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