Genau ein Jahr nach Rücktritt Piratenpartei lehnt Guttenberg als Berater ab

Berlin · Genau ein Jahr nach Karl-Theodor zu Guttenbergs Rücktritt von allen Ämtern hält eine Mehrheit der Deutschen nichts von einer Rückkehr des einstigen CSU-Hoffnungsträgers in die Politik. Und die Piratenpartei hält nichts von seinem Vorhaben, als Internet-Berater zu arbeiten.

Torten-Attacke gegen Karl-Theodor zu Guttenberg
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Nach einer aktuellen Umfrage des Instituts Yougov sprechen sich 51 Prozent gegen und nur noch 34 Prozent für ein Comeback des Barons aus Bayern aus. Noch im November, als ein baldiger Wiedereinstieg als möglich galt, waren die Meinungen knapper verteilt: Da wünschten sich 40 Prozent Guttenberg zurück und 42 Prozent nicht.

"Dazu hat er selbst am meisten beigetragen", sagt einer aus seinem früheren Umfeld. Vor allem die CSU fand es überhaupt nicht lustig, wie er in seinem Interviewbuch "Vorerst gescheitert" selbst seine politische Heimat mit hämischem Unterton attackierte.

Offenbar war das Buch auch eine Art Test, ob er den Sprung von seinem amerikanischen Exil zurück in die deutsche Politik schon wieder wagen sollte. Wenige Tage zuvor waren die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen Zahlung einer fünfstelligen Summe eingestellt worden.

"Rückblickend waren auch die letzten Wochen missglückt", räumte Guttenberg inzwischen ein, als er seinen Anhängern verkündete, sich 2013 nicht um ein politisches Mandat zu bewerben. Damit ist für ihn die Post für die nächsten fünf Jahre abgefahren.

Er wolle sich "nun neuer Aufgaben annehmen", kündigte er an. Und sich "zuweilen" auch zu außenpolitischen Themen äußern: "Allerdings nicht als Politiker, sondern als politisch denkender Mensch." Der letzte Versuch, als politisch denkender Mensch mit anderen politisch denkenden Menschen ins Gespräch zu kommen, endete mit einer Torte, die er ins Gesicht gedrückt bekam.

"Hurra", ließ er seine Anhänger wissen. Es habe sich um eine "wunderbare Schwarzwälder Kirschtorte" gehandelt. Offenbar rechnet er mit weiteren derartigen Beleidigungen: "Beim nächsten Mal dann gerne Käsesahne", fügte er hinzu.

Bei der EU-Kommission will er sich als Berater in Sachen Internet nützlich machen — ausgerechnet er, der via Internet letztlich von den Plagiatsjägern wegen seiner in großen Teilen "geklauten" Doktorarbeit zur Strecke gebracht worden war. Sebastian Nerz, Vorsitzender der Piratenpartei, hält denn auch nicht viel von Guttenbergs Wirken, von dem "bislang bei uns nicht viel zu spüren" gewesen sei.

Die gleichzeitige Arbeit für eine Unternehmensberatung und die EU-Kommission ist aus Sicht von Nerz auch "eher ungeschickt". Zudem habe er sich in seiner Zeit als Minister auch nicht gerade einen Ruf mit Fachkenntnis gemacht. Nerz: "Ich halte nichts von seiner Rückkehr in die europäische Politik."

(RP/nbe)
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