Saarland Pflichtuntersuchungen sollen Kindesmisshandlung früher aufdecken

Hamburg (rpo). Nach den Fällen von Kindesmisshandlungen mit Todesfolge, die in letzter Zeit für Aufsehen sorgten, wollen die Bundesländer nun mit regelmäßigen Pflichtuntersuchungen frühzeitig gegen Misshandlung und Vernachlässigung vorgehen. Das Saarland plant als erstes, einen entsprechenden Gesetzesentwurf in den Bundesrat einzubringen.

"Wir wollen die Vorsorgeuntersuchungen U1 bis U10 zur Pflicht machen", sagte der saarländische Gesundheitsminister Josef Hecken (CDU). Derzeit werde geprüft, wie die Regelung umgesetzt werden könne. Im Januar werde eine Expertenanhörung veranstaltet. Geplant sei, bis Anfang März dazu einen Gesetzentwurf in den Bundesrat einzubringen.

Handlungsbedarf sehen auch Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) und Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD). "Der Staat muss seine Wächterfunktion dort wahrnehmen, wo Familien schlicht überfordert sind", sagte von der Leyen der Zeitung. Schmidt erklärte: "Kinder in unserem Land sollen die bestmögliche Betreuung und den bestmöglichen Schutz genießen", erklärte Schmidt.

Wie "BamS" weiter berichtete, sterben nach Schätzungen des UN-Kinderhilfswerks UNICEF in Deutschland in jeder Woche zwei Kinder durch Misshandlung oder Vernachlässigung. Rund 200.000 Kinder lebten in verwahrlostem Zustand oder müssten täglich Misshandlungen über sich ergehen lassen. "Sechs Prozent aller Kinder in Deutschland leben in Risikofamilien", sagte Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte. Um diese zu entdecken, müssten Hebammen, Frauen- und Kinderärzte zusammenarbeiten.

(afp)
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