Pflegeversicherung Höhere Beiträge für Kinderlose?

Berlin · Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bringt höhere Beiträge zur Pflegeversicherung für Kinderlose ins Spiel. Auch bisher zahlen sie schon 0,25 Prozentpunkte mehr.

 Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) schiebt eine neue Debatte über die Beiträge zu Pflegeversicherung an

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) schiebt eine neue Debatte über die Beiträge zu Pflegeversicherung an

Foto: dpa/Paul Zinken

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat zur langfristigen Finanzierung der Pflegeversicherung einen höheren Beitrag für Kinderlose angeregt. „Ich finde es auch wichtig, dass wir über eine angemessene Beteiligung von Kinderlosen diskutieren“, sagte Spahn dem „Tagesspiegel“.

Der Gesundheitsminister betonte, dass Kinderlose heute bereits einen höheren Beitrag in der Pflegeversicherung zahlten und verteidigte dies als „richtig“. „Denn Eltern ziehen die künftigen Beitragszahler groß und sichern das System so für die Zukunft.“

Seit 2005 zahlen Kinderlose ab 23 Jahre einen um 0,25 Prozentpunkte höheren Beitragssatz als Eltern. Diesen erhöhten Beitragssatz musste die damalige Bundesregierung nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts einführen. Das oberste Gericht urteilte damals, dass es nicht mit dem Grundgesetz zu vereinbaren sei, wenn Eltern, die neben dem Geldbeitrag auch einen generativen Beitrag für das Sozialversicherungssystem leisteten, einen gleich hohen Beitrag zahlten, wie Kinderlose.

Nun hat Spahn die Debatte erneut angeschoben. Ein Ministeriumssprecher betonte, es gehe um die Frage, wie die Pflegeversicherung langfristig stabilisiert werden könne. Auch Prävention und eine bessere Ausstattung des Pflegevorsorgefonds gehörten dazu.

Auf positive Resonanz stieß Spahn beim Familienbund der Katholiken. „Die große gesellschaftliche Leistung von Familien in der Sozialversicherung stärker zu berücksichtigen, ist grundsätzlich der richtige Weg“, sagte deren Präsident Ulrich Hoffmann. Die aktuelle Regelung aber kritisierte er als „konzeptionell falsch“ und verwies darauf, dass auch Eltern, die keinen Unterhalt mehr leisten müssten, diesen Beitrag nicht zahlten. „Angemessen wäre es, die Eltern zu entlasten, die aktuell viel Zeit und Geld für ihre Kinder aufwenden.“

Der  FDP-Sozialpolitiker Johannes Vogel beklagte, das Denken der Bundesregierung beschränke sich offenbar auf Mehrbelastungen der Bürgerinnen und Bürger. „Auch eine noch stärkere Belastung von Menschen ohne Kinder ist der falsche Weg und untergräbt doch gerade den Gedanken der Solidargemeinschaft“, sagte Vogel. Schon allein der Fall von ungewollt Kinderlosen mache deutlich, wie unfair das wäre. Auch die Grünen reagierten ablehnend: „Das Anheben des Pflegebeitrages in Tippelschritten soll jedoch nur davon ablenken, dass der Union ein echtes Konzept fehlt“, sagte die pflegepolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Kordula Schulz-Asche. 

Keinen Handlungsbedarf sieht der Vorsitzende der CDU-Arbeitnehmerschaft und NRW-Gesundheitsminister, Karl-Josef Laumann. Er verwies auf den bereits erhöhten Beitrag für Kinderlose und sagte: „Dabei sollte es bleiben“. Der Vorsitzende der Jungen Union (JU), Paul Ziemiak, hingegen verwies auf einen Beschluss des Deutschlandtags, nach dem die JU eine „finanzielle Gleichbehandlung von Familien und Menschen ohne Kinder in der Gesamtheit der Steuer- und Sozialversicherungssysteme“ fordert. Die JU führt  in dem Beschluss auch eine Berechnung der Bertelsamann-Stiftung an, wonach jeder Kinderlose vom Generationenvertrag in einer Höhe von durchschnittlich 50.000 Euro profitiere.

(qua)
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