Pflegetag in Berlin Verbände fordern mehr Verantwortung für Pflegekräfte

Berlin · Die Gesundheitsversorgung in Deutschland ist mit großen Herausforderungen konfrontiert, eine davon ist der Personalmangel. Pflegeverbände fordern nun mehr Mitsprache ein, um die Versorgung zu verbessern. Derweil kritisieren Patientenschützer explodierende Kosten und eine sinkende Versorgungsqualität.

 Pflegerats-Präsidentin Vogler: „Benötigt wird ein politisch fokussierter Aufbruch, der weit über das hinausgeht, was wir uns heute vorstellen können“

Pflegerats-Präsidentin Vogler: „Benötigt wird ein politisch fokussierter Aufbruch, der weit über das hinausgeht, was wir uns heute vorstellen können“

Foto: dpa/Daniel Karmann

Vor dem Start des Deutschen Pflegetags am Donnerstag in Berlin haben Vertreterinnen von Verbänden mehr Befugnisse und Mitspracherechte für Pflegekräfte gefordert. Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats (DPR), betonte, die vorliegenden Kompetenzen der Profession Pflege müssten besser genutzt werden. „Diese wünscht sich Mitsprache und Beteiligung in all den Punkten, die sie betreffen“, sagte Vogler. Dafür brauche es laut ihr aber einen politisch fokussierten Aufbruch, „der weit über das hinausgeht, was wir uns heute vorstellen können“. Im Moment fehle vielfach der Wille für eine abschließende Umsetzung.

Zugleich hob Vogler hervor, dass es im vergangenen Jahr auch zu kleinen Verbesserungen in der Pflege gekommen sei. „Die Bezahlung der Mitarbeitenden in der Pflege in Pflegeheimen und Pflegediensten ist durch die Tarif-Treue-Regelung besser geworden“, sagte sie. Außerdem würden Verbesserungen der Personalausstattungen diskutiert. „Zwei von vielen Bausteinen für gute Arbeitsbedingungen“, bilanzierte Vogler.

Ähnlich äußerte sich die Präsidentin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe (DBfK), Christel Bienstein. „Ein reformiertes Gesundheitswesen muss das Potenzial und die Kompetenzen der Pflegefachpersonen nutzen und entfalten“, sagte Bienstein unserer Redaktion. Ansonsten werde es keine Verbesserung der Gesundheitsversorgung geben.

Weiter forderte Bienstein einen Ausbau der Verantwortungsbereiche von Pflegefachkräften, eine Umverteilung von Aufgaben und neue pflegerische Rollen. Konkret nannte sie dabei Community Health Nurses und Schulgesundheitspflegenden. Bei Community Health Nurses handelt es sich um Fachkräfte, die Menschen in der Bewältigung des Alltags unterstützen und für Personen mit Pflegebedarf oder Erkrankung die ersten Ansprechpartner sind. Schulgesundheitspfleger sichern die gesundheitliche Versorgung von Kindern und Jugendlichen während des Schulbesuches. Außerdem sprach sich Bienstein dafür aus, in allen Ländern und auf Bundesebene Pflegeberufekammern zu etablieren.

Eugen Brysch, Vorstand der Stiftung Patientenschutz, betonte derweil, dass Beschäftigte und Pflegebedürftige gerade in der Langzeitpflege keine Verbesserungen erlebt hätten. Im Gegenteil verschärfe sich die Personalkrise und die Versorgungsqualität sinke. „Es fehlt an stationären Pflegeplätzen und ambulanten Angeboten bei gleichzeitiger Kostenexplosion“, kritisierte Brysch. Für die Pflege forderte er eine „Stärkung der Vereinbarkeit von Arbeit und Familie, verlässliche Dienstpläne, die Förderung von Pflegeassistenzkräften und eine bessere Integration von Mitarbeitern mit ausländischen Wurzeln“.

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