EKD-Chef warnt vor "Dämonisierung" Heute will "Pegida" in Dresden Weihnachtslieder singen

Zwei Tage vor Heiligabend ruft "Pegida" erneut zu einer Kundgebung in Dresden, um gegen die vermeintliche "Islamisierung des Abendlandes" zu demonstrieren. "Das hat mehr als einen Hauch von Frevel", heißt es in der Presse.

Düsseldorf: Dügida - 1000 Teilnehmer bei Gegenkundgebung
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"Pegida" in Düsseldorf: 1000 Menschen demonstrierten im Dezember dagegen

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Foto: Schaller,Bernd

Zeitgleich wollen Bürger, Kirchen und Gewerkschaften auf die Straße gehen. Die Politik streitet über den richtigen Umgang mit "Pegida".

Zwei Tage vor Heiligabend will das "Pegida"-Bündnis an diesem Montagabend in Dresden wieder demonstrieren. Die Veranstalter luden zu einem "gemeinsamen Weihnachtsliedersingen" vor der Semperoper ein. Das soll augenscheinlich deutsche Werte und Traditionsverbundenheit signalisieren, aber auch Bürgerlichkeit wie Harmlosigkeit. In der Presse stieß die Aktion auf scharfe Kritik. "Wenn die Demonstranten heute Weihnachtslieder singen wollen, dann hat das mehr als eine Hauch von Frevel", schreibt die "Süddeutsche Zeitung" in einem Kommentar. Ausländer-, Flüchtlings- und Islamfeindlichkeit werde so überzuckert.

Auch Gegenaktionen sind wieder geplant: Das Bündnis "Dresden Nazifrei" plant eine Kundgebung auf dem benachbarten Schloßplatz, das Bündnis "Dresden für Alle" hat zur Teilnahme am ökumenischen Friedensgebet in der Kreuzkirche aufgerufen.

Auch in anderen deutschen Städten haben Kirchen, Gewerkschaften und Bürgergruppen zu Kundgebungen gegen "Pegida" aufgerufen, darunter in München. In Kassel ist auch eine Demonstration des "Pegida"-Ablegers "Kagida" geplant.

"Pegida" steht für "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes". Das Bündnis wendet sich unter anderem gegen eine angebliche Überfremdung des Landes und will ein schärferes Asylgesetz. Am vergangenen Montag hatten sich trotz bundesweiter Kritik rund 15 000 Menschen an der Demonstration in Dresden beteiligt. Etwa 5650 protestierten dagegen.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, warnte derweil vor einer Dämonisierung von "Pegida". "Es gilt, Ängste abzubauen und mit den Menschen auf der Straße ins Gespräch zu kommen.

Es bewirkt nichts, wenn wir pauschal diejenigen verteufeln, die da demonstrieren", sagte der bayerische Landesbischof der "Passauer Neuen Presse" (Montag). Man müsse sich mit ihnen auseinandersetzten und klarmachen: "Christen sollten alles tun, damit Flüchtlinge gut behandelt werden."

Ähnlich äußerte sich Entwicklungsminister Gerd Müller. "Ausgrenzung hilft hier nicht weiter, das stärkt solche Bewegungen nur. Jeder hat das Recht zu demonstrieren", sagte der CSU-Politiker der "Bild"-Zeitung (Montag). Es sei Aufgabe der Politik, den Demonstranten klarzumachen, dass es sich bei den Flüchtlingen nicht um Fanatiker und auch nicht um Wirtschaftsflüchtlinge handele, sondern um gefolterte, schwer traumarisierte Kriegsopfer.

Auch der Zentralrat der Muslime hatte am Wochenende dazu aufgerufen, sich intensiver mit den "Pegida"-Anhängern auseinanderzusetzen. "Die Ängste, die sie umtreiben, ist die Schere zwischen arm und reich, die größer wird", sagte der Vorsitzende Aiman Mazyek im RBB-Inforadio.

Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Thorsten Albig (SPD) hatten dafür plädiert, Front gegen Extremisten zu machen, sich mit den Sorgen mancher "Pegida"-Demonstranten aber argumentativ auseinanderzusetzen. Andere Kritiker der Bewegung sind jedoch dagegen: Das linke Bündnis "Dresden Nazifrei" etwa lehnt einen Dialog ab.

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich erinnerte die Bürger daran, dass ihnen seit 25 Jahren die Welt offen stehe. "Und genauso ist und muss uns die Welt auch in Sachsen willkommen sein, ohne Mauer in den Köpfen und mit Neugier, wie wir Bereicherung erfahren können", mahnte der CDU-Politiker in der "Leipziger Volkszeitung" (Montag).

(dpa)
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