Scheidender FDP-Generalsekretär Patrick Döring beklagt Rassismus in der FDP

Hannover · Der scheidende FDP-Generalsekretär Patrick Döring hat seiner Partei Rassismus im Umgang mit dem bisherigen Vorsitzenden Philipp Rösler vorgeworfen. An Stammtischen hätten Liberale von "dem Vietnamesen" gesprochen, und manche Abgeordnete hätten dem nur halbherzig widersprochen.

Patrick Döring beklagt Rassismus in FDP
Foto: dpa, Kay Nietfeld

Das sagte Döring der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse" (Freitag). Mit rassistischen Vorurteilen hätten auch immer wieder Satiriker und Kritiker gespielt. "Das ist so subtil bösartig, wie ich es nicht für möglich gehalten habe. Was mich besonders erschreckt hat: Das fiel in unserer Partei auf fruchtbaren Boden."

Döring tritt beim außerordentlichen Bundesparteitag der Liberalen am Samstag und Sonntag in Berlin nicht wieder für das Amt des Generalsekretärs an.

Derweil fordert der FDP-Nachwuchs nach dem Wahldesaster der Liberalen eine radikale Erneuerung der Parteistrukturen mit mehr Macht der Mitglieder. Um die Basisbeteiligung zu stärken, sollte es nach Vorstellungen der Jungen Liberalen (Julis) regelmäßig Mitgliederentscheide geben.

Auch sollte die Basis künftig die Spitzenkandidaten für Wahlen bestimmen. "Wir dürfen den Neuanfang nicht nur an Personen festmachen. Unsere Kommunalpolitiker und Ehrenamtlichen, die tagtäglich den Rücken gerademachen, müssen mehr partizipieren können", sagte der Juli-Vorsitzende Alexander Hahn am Freitag der Nachrichtenagentur dpa.

Die FDP will an diesem Wochenende auf einem Sonderparteitag in Berlin eine neue Führung mit Christian Lindner als Parteichef wählen. Die Liberalen hatten am 22. September mit 4,8 Prozent erstmals den Einzug in den Bundestag verpasst.

Zu den mittelfristigen Forderungen der liberalen Nachwuchsorganisation, die rund 9500 Mitglieder hat, gehört, den Bundesvorstand deutlich zu verkleinern. Auch müsse sich die Parteispitze stärker an ihren Leistungen messen lassen: "Das Funktionsargument darf es nicht mehr geben. Ein Platz im Präsidium oder Bundesvorstand ist kein Selbstzweck", sagte Hahn.

Im Bundestagswahlkampf habe sich die FDP von ihrer schlechtesten Seite gezeigt und sei am Ende nur noch als hilfloser "Kanzlerwahlverein" aufgetreten. Künftig müssten die Liberalen gegenüber allen Parteien gesprächs- und koalitionsbereit sein, heißt es in einem Strategiepapier. In der FDP-Spitze müsse die Zeit der Beleidigungen und Diffamierungen zu Ende sein: "Zum Selbstverständnis einer liberalen Partei muss auch ein fairer Umgang untereinander gehören", meinte Hahn.

(dpa)
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