Das Netz feiert Patrick Dahlemann (SPD) Lokalpolitiker redet NPD-Funktionäre an die Wand

Torgelow · Ein 25-jähriger Lokalpolitiker aus Mecklenburg-Vorpommern begeistert viele Internetnutzer. Der Stadtrats- und Kreistagsabgeordnete Patrick Dahlemann ergriff bei einer NPD-Kundgebung im 8700-Einwohner-Städtchen Torgelow das Mikrofon - und entwaffnete die Rechtsextremen mit einfachen Worten.

 Patrick Dahlemann trat vor die Banner der NPD - wohl wissend, wie die Bilder aus dem Zusammenhang gerissen wirken würden.

Patrick Dahlemann trat vor die Banner der NPD - wohl wissend, wie die Bilder aus dem Zusammenhang gerissen wirken würden.

Foto: Youtube/Patrick Dahlemann

Die NPD-Politiker rund um Landeschef Stefan Köster waren nach Torgelow gereist, um gegen ein geplantes Asylbewerberheim Stimmung zu machen. Köster ruft den SPD-Mann Dahlemann, der an einer Gegendemonstration teilnahm, dazu auf, ans Mikrofon zu treten - wohl um ihn zu provozieren.

Das tut der 25-Jährige dann auch - und hält einen spontanen fünfminütigen Vortrag, in dem er die Büger von Torgelow aufruft, nicht auf die "einfachen, platten Phrasen" der NPD hereinzufallen. "Bitte vergessen Sie nicht, das sind Menschen, die freiwillig bereit sind, ihre Heimat zu verlassen, weil sie Angst um ihr Leben haben", ruft Dahlemann den Bürgern seines Heimatortes zu.

Immer wieder gibt es Zwischenrufe und Pöbeleien aus dem Publikum, doch der SPD-Politiker lässt sich nicht beirren. Er verspricht den Bürgern von Torgelow, die Stadtvertreter würden alle ihre Fragen zu dem geplanten Asylbewerberheim beantworten. Die "aus dem gesamten Land eingeflogenen Neonazis" dagegen versuchten, die Probleme der Torgelower für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. "Wir werden das Problem gemeinsam lösen", so Dahlemann. "Und wir als Bürger der Stadt Torgelow können das gemeinsam viel, viel besser als mit irgendwelchen Phrasen von außerhalb."

Das Risiko, dass die NPD das Foto von ihm am Rednerpult aus dem Zusammenhang reißen und für ihre Zwecke nutzen könne, gehe er ein, sagt Dahlemann zu Beginn seines Vortrags.

Für seine Website hat der 25-Jährige ein Video seiner Rede und der Gegenrede des NPD-Landeschefs Köster erstellen lassen. Darin widerlegt Dahlemann die Thesen, die Köster in seiner Rede aufstellt - beispielsweise die Behauptung, in Mecklenburg-Vorpommern seien seit dem Jahr 2000 mehr als 600 Millionen Euro für Asylbewerber ausgegeben worden.

Um Kösters Behauptung zu widerlegen, im nahegelegenen Wolgast gebe es seit der Einrichtung eines Asylbewerberheims deutlich mehr Kriminalität, hat Dahlemann sogar eine Stimme des Leiters der zuständigen Polizeiinspektion eingeholt. Der Anklamer Polizeidirektor versichert den Zuschauern, in Wolgast habe es keinen sprunghaften Anstieg der Kriminalitätsrate gegeben.

Das Video, das bereits seit einiger Zeit online ist, sorgt derzeit im Netz für Aufsehen. Er habe die Angelegenheit aus dem Bundestagswahlkampf heraushalten wollen und das Video deshalb erst im Dezember 2013 ins Netz gestellt und am 6. Januar in sozialen Netzwerken gepostet, sagt Dahlemann, der inzwischen schon Einladungen zu Talkshows erhalten hat.

Das Video wurde bei Youtube bereits mehr als 160.000 Mal angesehen. Viele Internetnutzer feiern den jungen SPD-Politiker für seine Zivilcourage. "Tolles Video! Schön zu sehen, dass Leute gegen diesen rassisischen Müll der NPD und all den Rechtspopulisten aufstehen!", kommentiert ein User bei Youtube.

(jco)
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