Ehemaliger Grünen-Politiker Oswald Metzger unterliegt bei CDU-Kandidatenkür

Biberach (RPO). Oswald Metzgers Plan ist nicht aufgegangen. Der ehemalige Grünen-Politiker und CDU-Neuling muss seine Ambitionen auf ein Bundestagsmandat aufgeben.

Das ist Oswald Metzger
6 Bilder

Das ist Oswald Metzger

6 Bilder

Einmal im Jahr steht Biberach bei Ulm mehr als sonst im Interesse der Öffentlichkeit - wenn dort die Grünen zum Politischen Aschermittwoch einladen. Einst ein Routineauftritt für Oswald Metzger. Doch am Dienstagabend war es die Nominierung des CDU-Kandidaten für die Bundestagswahl im Herbst 2009, der die sonst eher beschauliche Stadt in den Brennpunkt rückte.

Auch da war der mittlerweile in die Unionspartei übergewechselte Metzger mit von der Partie, doch kurz nach Mitternacht zerschlugen sich seine Hoffnungen für Metzger, nunmehr für die CDU in den Bundestag zurückzukehren.

Doch der 53-Jährige reagierte zumindest nach außen hin gelassen: "Ich kann die Stadt Biberach hoch erhobenen Hauptes verlassen", sagte der gleichwohl angespannt wirkende Finanzpolitiker, als das Ergebnis des dritten Wahlgangs bekanntgegeben wurde. Er sei "ohne Netz und doppelten Boden" angetreten, hatte Metzger schon vor der Wahlversammlung gesagt, an der knapp 1.000 CDU-Mitglieder teilnahmen.

Der ehemalige Grünen-Politiker unterlag in einer Kampfabstimmung dem örtlichen CDU-Kreisvorsitzenden Josef Rief deutlich. Der 48 Jahre alte Landwirt erhielt im dritten Wahlgang 552 Stimmen, Metzger nur 398. Rief will den scheidenden Bundestagsabgeordneten Franz Romer beerben, der den Wahlkreis Biberach bei der Bundestagswahl 2005 mit 52,4 Prozent der Erststimmen gewonnen hatte. Der 66 Jahre alte ehemalige Betriebsratsvorsitzende tritt nicht mehr an. Die Aufstellung gilt angesichts der Stärke der CDU in Schwaben als sicheres Ticket für Berlin.

Insgesamt fünf Kandidaten

Metzger war der einzige der insgesamt fünf Kandidaten, der bei der Vorstellung frei sprach. Er erläuterte noch einmal seine Gründe für den Wechsel von den Grünen zur CDU. "Ich wollte den Linksruck bei den Grünen nicht mehr mitmachen", sagte er bei der Wahlveranstaltung. Erneut kritisierte er die Bezieher von Sozialhilfe. Manche Sozialleistungen wirkten wie Stilllegungsprämien, erklärte er.

Wegen ähnlicher Äußerungen zur Sozialpolitik vor dem Bundesparteitag der Grünen letzten Herbst in Nürnberg war er heftig kritisiert worden. Ende November 2007 trat Metzger dann nach mehr als 20 Jahren aus den Grünen aus. Im März gab er seinen Wechsel zur CDU bekannt. Und im April wurde er schließlich im Kreisverband Biberach aufgenommen. Metzgers Aufnahme in die CDU war zuvor in Baden-Württemberg umstritten.

Der Haushaltspolitiker sagte, er habe Kontakte in die höchsten Führungszirkel der Union. Er warb auch mit seiner eigenen bundespolitischen Bekanntheit: "In ganz Deutschland kennt man diesen Wahlkreis. Die CDU kann sich freuen." Heftig attackierte er die Linkspartei und deren Chef Oskar Lafontaine, der als "Robin Hood" auf die politische Bühne zurückgekehrt sei.

Von seinem Hauptkonkurrenten Rief ist Metzger während dessen Vorstellungsrede nicht direkt angegriffen worden. Ein anderer Mitbewerber, der Bürgermeister von Bad Buchau, Peter Diesch, konnte sich aber eine spitze Bemerkung gegen den früheren Grünen nicht verkneifen: "Politische Entscheidungen werden nicht auf den weichen Sofas der TV-Talkshows gefällt", sagte er.

"Ich klaue nicht und bin verheiratet"

Bei den Grünen hatte Metzger in der Vergangenheit seine Ansichten auch gegen Widerstand in der eigenen Partei vertreten. Einst war er einer der profiliertesten Politiker der Grünen. Der Absturz kam mit seinem Rückzug aus der Bundespolitik. Von 1994 bis 2002 hatte er dem Bundestag angehört, unterlag danach aber 2006 bei der Bewerbung um einen aussichtsreichen Listenplatz. 2006 zog Metzger schließlich in den baden-württembergischen Landtag ein, legte sein Mandat nach dem Parteiaustritt aber Anfang 2008 nieder.

Zuerst hatte Metzger der SPD angehört, dann war er den Grünen beigetreten. Es folgte der Wechsel zur CDU in diesem Jahr. Er war auch von den Liberalen heftig umworben worden. Ein weiteres Mal wolle er die Partei aber nicht wechseln, sagte Metzger trotz der Niederlage in Biberach. Dafür sei er zu alt.

Der oberschwäbische Wahlkreis Biberach gilt als CDU-Hochburg und als konservativ. Eine Frau wollte von dem 53-Jährigen wissen, was er von den christlichen Werten halte. "Ich klaue nicht und bin verheiratet", sagte er zunächst scherzhaft und erklärte dann mit ernster Miene, christliche Werte bedeuteten für ihn Solidarität.

In den Wochen vor der Nominierungsversammlung hatte der CDU-Kreisverband Biberach rund 200 Neueintritte verzeichnet. Ein 20-jähriger Landwirt, der seinen Namen nicht nennen wollte, sagte zu seinem Grund für den Mitgliedsantrag: "Ich bin gegen Metzger."

Der ist zwar in Biberach nicht nominiert worden. Das dürfte ihn aber kaum davon abhalten, auch weiterhin seine Meinung in Talkshows bundesweit kundzutun.

(afp)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort