Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr Operation für Senioren werden weiter bezahlt
Berlin · Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr wehrt sich gegen den Vorwurf, er wolle Senioren wichtige Operationen an Knien und Hüften versagen. "In Deutschland kann sich jeder darauf verlassen, die notwendige Behandlung und Operation zu erhalten und dafür werden wir weiter sorgen", sagte Bahr am Donnerstag in Berlin.

Daniel Bahr: Ein Bergsteiger will hoch hinaus
Er verwies auf eine Einigung der Koalition vom Vortag. Da habe das Regierungsbündnis ja gerade beschlossen, den Kliniken mehr Geld zu geben, damit sie eine gute Versorgung für jedermann gewährleisteten.
Hintergrund der Debatte ist die Ankündigung Bahrs, er wolle parallel zur Entlastung der Kliniken Anreize setzen, dass die Mengen an Behandlungen nicht ausgeweitet werden. Gegenüber unserer Redaktion hatte er auf eine "enorme Fallzahl-Steigerung" verwiesen. Deutschland gelte als Weltmeister bei Endoprothesen für Knie und Hüften. Krankenkassen und Experten bezweifelten aber, ob die Steigerungen notwendig seien.
Schon jetzt gibt es einen Abschlag für Mengenausweitungen. Laut Bahr wirkt dieser aber nicht ausreichend. "Deshalb prüfen wir in der Regierung, wie wir durch weitere ökonomische Anreize die immer weiter steigenden Fallzahlen in den Kliniken reduzieren können."
Die "Bild"-Zeitung berichtete unter Berufung auf das Statistische Bundesamt, dass von einer Verringerung von Hüft- und Knie-Ops vor allem Rentner betroffen wären. Mehr als 80 Prozent der Patienten seien über 60 Jahre alt.
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach warnte in dem Blatt: "Hier aus Prinzip zu sparen, wäre der falsche Ansatz. Es darf nicht dazu führen, dass Prothesen für Alte rationiert werden." Wer länger beweglich bleibe, komme länger ohne Pflege aus. Notwendig sei ein besseres Qualitätsmanagement, damit unnötige OPs tatsächlich vermieden würden.
Unterstützung bekam Bahr von den Krankenkassen. "Die deutlichen Steigerungen innerhalb weniger Jahre erfüllen uns mit einiger Sorge", sagte der Chef der KKH-Allianz, Ingo Kailuweit. Angesichts wirtschaftlich schwieriger Zeiten in manchem Krankenhaus sei nicht garantiert, dass immer ausschließlich zum Wohle des Patienten entschieden werde. Bei Versicherten der KKH-Allianz sei zwischen 2006 und 2011 die Zahl der Hüft-Operationen um 19 Prozent gestiegen, die Zahl der Knie-OPs sogar um 29 Prozent.