Tag der offenen Tür im Regierungsviertel Aktivistinnen protestieren mit nackter Brust neben dem Kanzler

Berlin · Unter dem Motto „Demokratie lädt ein„ fand am Wochenende der Tag der offenen Tür der Bundesregierung in Berlin statt. Tausende Menschen kamen ins Regierungsviertel. Darunter auch Aktivistinnen, die dem Kanzler mit nackten Tatsachen ihre Meinung vor Augen führten.

Frauen protestieren vor Scholz mit nackter Brust für Gas-Embargo
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Frauen protestieren vor Scholz mit nackter Brust für Gas-Embargo

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Foto: AFP/JENS SCHLUETER

Bei einem Rundgang des Bundeskanzlers im Garten des Kanzleramtes hat es beim Tag der offenen Tür der Regierung einen Zwischenfall gegeben. Zwei Demonstrantinnen stellten sich am Sonntag mit dem Wunsch nach einem Selfie neben Scholz, zogen dann aber ihre Oberteile aus, wodurch Forderungen nach einem Gas-Embargo gegen Russland sichtbar wurden.

„Gas-Embargo now“, hatten die beiden Frauen jeweils auf ihre nackte Brust geschrieben. Scholz reagierte gelassen und souverän. Sie wurden umgehend von Sicherheitsleuten abgedrängt.

Die Bundesregierung lehnt ein Gasembargo gegen Russland bislang mit der Begründung ab, dass eine sichere Energieversorgung sonst nicht zu gewährleisten sei. Allerdings hat Russland seinerseits die Lieferungen inzwischen stark reduziert.

Bei einem Bürgergespräch verwies Scholz zudem auf alternative Importwege unter anderem durch neue Flüssiggasterminals, von denen „wir hoffen können, dass wir Anfang des nächsten Jahres die ersten in Betrieb nehmen können und weitere im Laufe des Jahres. “Dann haben wir unser Problem der Versorgungssicherheit irgendwann Anfang 2024 gelöst", sagte der Kanzler weiter.

Zuvor hatten sich vor dem Bundeskanzleramt und einigen Ministerien lange Schlangen gebildet. Scholz, Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) und andere Ministerinnen und Minister stellten sich den Fragen von Bürgern und präsentierten ihre Arbeit.

Die im August üblichen Tage der offenen Tür der Regierung hatten wegen der Corona-Pandemie zwei Jahre pausiert. Erstmals stellte sich in dem Rahmen nun die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP vor - unter dem Motto „Demokratie lädt ein“. Nicht nur im Garten des Kanzleramts drängten sich Bürgerinnen und Bürger bei heiterem Sommerwetter dicht an dicht.

Bereits am Samstag hatten Ministerien und Behörden ihre Türen für Besucher geöffnet, am ersten Tag allerdings zeitweilig bei Regen. Die Regierung zog am Samstagabend eine positive Zwischenbilanz, nannte aber keine Besucherzahlen.

In Social-Media-Kanälen von Verschwörungsideologen und Gegnern der staatlichen Anti-Corona-Maßnahmen war vereinzelt dazu aufgerufen worden, die Veranstaltung für Unmutsbekundungen zu nutzen. Bei einem Auftritt von Bundesfinanzminister Christian Lindner am Samstag gab es vereinzelt Zwischenrufe wie „Das ist eine Lüge“ und „Das stimmt doch nicht“. Die Auftritte von Scholz und Habeck verliefen am Sonntag aber ruhig.

(felt/dpa/AFP)
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