Neue OECD-Studie „Bildungsrepublik“ mit Verbesserungspotential

Berlin · In der neuen OECD-Studie „Bildung auf einen Blick“ kommt Deutschland gut weg. Allerdings nicht in allen Bereichen. Ein Überblick der größten Stärken und Herausforderungen.

 Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) bei der Vorstellung der OECD-Studie in Berlin.

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) bei der Vorstellung der OECD-Studie in Berlin.

Foto: dpa/Wolfgang Kumm

Das deutsche Bildungssystem ist im internationalen Vergleich gut aufgestellt. Das betrifft Vorschulen wie Universitäten. Es gibt aber auch Nachholbedarf, beispielsweise bei der Geschlechtergerechtigkeit und den Bildungsausgaben.

Das ist das Ergebnis der neuen OECD-Studie „Bildung auf einen Blick“, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Sie vergleicht die 36 Länder der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie zehn weitere Länder miteinander. Schwerpunkt war in diesem Jahr die höhere akademische und berufliche Bildung. „Deutschland ist in der Bildungsrepublik angekommen“, sagte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU). „Diese Qualität überall zu erhalten, muss das Credo der nächsten Jahre sein.“ Ein Überblick über die wichtigsten Ergebnisse.

MINT-Schwerpunkt

Spricht Karliczek von Qualität, meint sie vor allem die sogenannten MINT-Fächer. Hierzu zählen die Naturwissenschaften, Mathematik, Informatik und die Ingenieurwissenschaften. 40 Prozent der Studienanfänger in Deutschland entschieden sich 2017 für eines dieser Fächer. Mehr als in jedem anderen geprüften Land. Auch die Beschäftigungsquoten der MINT-Absolventen sind im internationalen Vergleich in Deutschland besonders hoch. „Wir sind stolz auf das bisher Erreichte“, sagte Karliczek. „MINT muss in Zukunft ein zentraler Teil der Allgemeinbildung werden.“

Geschlechtergerechtigkeit

Karliczek wolle nun noch mehr Frauen für den MINT-Bereich begeistern. Das könnte bei einer der deutschen Schwächen weiterhelfen. Gerade hochqualifizierte Frauen verdienen deutlich weniger als Männer mit vergleichbarem Abschluss. 35- bis 44-jährige Frauen mit einem Studien- oder höherem Berufsabschluss verdienen nur 72 Prozent des Gehalts ihrer männlichen Kollegen. Der OECD-Durchschnitt liegt bei 77 Prozent. 32 Prozent der hochqualifizierten Frauen arbeiten zudem nur Teilzeit. Im OECD-Durchschnitt sind es 24 Prozent.

Lebenslanges Lernen Einen Schwerpunkt sieht Karliczek auch im Bereich der Weiterbildung. „Wir alle müssen uns darauf einstellen, unsere Fähigkeiten bis zum Ruhestand und darüber hinaus zu erweitern“, sagte sie. Die OECD-Studie bescheinigt den Deutschen hier eine überdurchschnittlich hohe Weiterbildungsquote. Allerdings auch große Unterschiede je nach Bildungsgrad. 69 Prozent der Hochqualifizierten, aber nur 27 Prozent der Geringqualifizierten nehmen solche Angebote wahr. „Das Ziel ist es, allen Erwerbstätigen eine Weiterbildung zu ermöglichen“, sagte Karliczek.

Bildungsausgaben

Auf der Ausgabenseite ergibt sich ein gemischtes Bild. Deutschland investiert deutlich mehr in frühkindliche Bildung als die meisten OECD-Länder. „Das finanzielle Engagement in diesem Bereich ist klar zu begrüßen“, sagte der stellvertretenden OECD-Generalsekretär Ludger Schuknecht.

Anders sieht es bei der Hochschulbildung aus. Dort attestiert die Studie Deutschland massive Investitionen zwischen 2005 und 2010. In den Jahren 2010 bis 2016 nahmen die Ausgaben zwar weiterhin um zwölf Prozent zu. Die Studierendenzahl stieg im selben Zeitraum aber um 29 Prozent. Die Ausgaben pro Student waren also 2016 etwa genauso hoch wie 2005. Die Bundestagsfraktion der Grünen kritisierte die wieder sinkenden Pro-Kopf-Ausgaben. „Es ist überfällig, die Hochschulen besser auszustatten“, hieß es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von Bildungs-Sprecherin Margit Stumpp und Hochschul-Sprecher Kai Gehring.

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