Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr Oberst Klein verteidigt Luftschlag im Kundus

Hamburg (RPO). Der deutsche Oberst Georg Klein hat offenbar intern seinen Befehl vehement verteidigt, mehrere Bomben auf zwei entführte Tanklastwagen und Taliban-Anhänger in der Nähe der afghanischen Stadt Kundus zu werfen. In einer ersten ausführlichen Stellungnahme am Tag nach dem Luftschlag habe sich Klein gerechtfertigt, er habe "lange um die Entscheidung zum Einsatz gerungen, um Kollateralschäden und zivile Opfer nach bestem Wissen und Gewissen auszuschließen".

Afghanistan: Das Protokoll des Luftangriffs
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Foto: AP

Das bislang lediglich in Auszügen bekannte Papier trägt einem Bericht des Magazins "Der Spiegel" zufolge das Datum vom 5. September 2009 und ist "nur für Deutsche" angefertigt worden. Wie das Magazin weiter schreibt, behauptet Klein in der auf Anforderung des Einsatzführungskommandos verfassten Erklärung, ihm sei zu verdanken, dass es nicht zu Schlimmerem gekommen sei.

Er habe "den Waffeneinsatz gegen den Antrag der Piloten nur auf die Tanklastzüge und die sie umringenden Personen und nicht gegen weitere, am Flussufer beiderseits aufgeklärte Personen und Kfz freigegeben" sowie "den Waffeneinsatz gegen ausweichende Personen verboten".

Die Bomben seien ausschließlich über der Sandbank abgeworfen worden, "um Kollateralschäden zu benachbarten Ortschaften definitiv auszuschließen", heißt es laut "Spiegel" in der Klein-Erklärung. Er sei es gewesen, der "gegen die Empfehlung" der amerikanischen Piloten "kleinere Wirkmittel einforderte" - gemeint sind Bomben. Er habe letztlich das Kommando gegeben, weil er nach Lage der Dinge davon habe ausgehen können, durch den Einsatz eine Gefahr für die ihm anvertrauten Soldaten "frühzeitig abwenden zu können und andererseits mit höchster Wahrscheinlichkeit dabei nur Feinde des Wiederaufbaus Afghanistans zu treffen".

Der Bericht wird laut Magazin im Bundestags-Untersuchungsausschuss eine zentrale Rolle spielen. Er sei Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) erst im November vorgelegt worden und habe maßgeblich zu dessen Meinungsumschwung beigetragen, den Einsatz als "nicht angemessen" zu bewerten. Bei dem Luftschlag auf zwei Tanklaster waren am 4. September bis zu 142 Menschen getötet worden, darunter viele Zivilisten.

(DDP/rm)
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