NRW-Landtagswahl Wahlprogramme für viele Menschen sprachlich unverständlich

Düsseldorf/Stuttgart · Fremdwörter, Fachwörter oder Anglizismen sind keine Seltenheit in den Wahlprogrammen für die NRW-Landtagswahl – zum Nachteil der Wähler. Denn sie mindern die Verständlichkeit für viele Menschen.

 In Nordrhein-Westfalen findet am 15. Mai 2022 die Landtagswahl statt. Das Wahlprogramm der Parteien ist für viele Menschen jedoch unverständlich.

In Nordrhein-Westfalen findet am 15. Mai 2022 die Landtagswahl statt. Das Wahlprogramm der Parteien ist für viele Menschen jedoch unverständlich.

Foto: dpa/Oliver Berg

Laut einer Studie bleiben die Wahlprogramme für die NRW-Landtagswahl für viele Menschen sprachlich unverständlich. Zu den häufigsten Verstößen gegen Verständlichkeits-Regeln zählen beispielsweise Fremdwörter, Fachwörter, zusammengesetzte Wörter, Anglizismen, lange Sätze und Schachtelsätze, wie die Universität Hohenheim am Montag in Stuttgart erklärte. Im Vergleich zur letzten Wahl hätten die Parteien zudem „nichts dazu gelernt“.

Mithilfe einer Analyse-Software ermitteln die Hohenheimer Forscher einen sogenannten „Verständlichkeitsindex“ mit einer Skala von 0 (schwer verständlich) bis 20 Punkten (leicht verständlich). Die Verständlichkeit der NRW-Wahlprogramme liege mit durchschnittlich 8,2 Punkten so niedrig wie bei der Wahl vor fünf Jahren. Das formal verständlichste Programm liefert dabei demnach die CDU mit 10,6 Punkten ab, den letzten Platz belegt die FDP mit 6,2 Punkten.

„Alle Parteien könnten verständlicher formulieren“, sagte der Hohenheimer Kommunikationswissenschaftler Frank Brettschneider. Dies zeigten gelungene Passagen in den Einleitungen und im Schlussteil der Programme. Die Themenkapitel seien hingegen „das Ergebnis innerparteilicher Fachgespräche“. Zudem nutzen laut Brettschneider Parteien abstraktes „Verwaltungsdeutsch“ auch, um unklare oder unbeliebte Positionen zu verschleiern.

Mit der formalen Unverständlichkeit verschenkten die Parteien eine Kommunikationschance bei den Bürgerinnen und Bürgern, bedauerte Brettschneider. Selbst wenn die Stimmberechtigten nicht das gesamte Programm läsen, schauten sich einige zumindest die Passagen an, die sich auf für sie wichtige Themen beziehen, erläuterte der Hochschullehrer.

(jus/epd)
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