Nach Missbrauchsskandal Lügde NRW-Familienminister will Kinder besser vor sexueller Gewalt schützen

Düsseldorf · Der Ideen-Katalog von Joachim Stamp sieht die Einrichtung einer Landesfachstelle und die Gründung eines Expertenteams als Ansprechpartner für Mitarbeiter der Kinder- und Jugendhilfe vor.

 Der Schatten von einem Mann und einem schaukelnden Kind fallen auf Sand auf einem Spielplatz (Symbolbild).

Der Schatten von einem Mann und einem schaukelnden Kind fallen auf Sand auf einem Spielplatz (Symbolbild).

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Kitas, Schulen, Vereine und Freizeitstätten in Nordrhein-Westfalen sollen künftig Mindeststandards für den Schutz von Kindern vor sexueller Gewalt aufstellen. Das sehen Handlungsempfehlungen vor, die NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) am Donnerstag in Düsseldorf vorgestellt hat. Der rechtlich noch unverbindliche Ideen-Katalog ist im Gespräch mit Experten aus der Kinder- und Jugendhilfe, dem Kinderschutz, Betroffenenverbänden, Wissenschaft, Jugendämtern, Kommunen und Parteien als Konsequenz aus dem massenhaften Kindesmissbrauch im lippischen Lügde erstellt worden.

Auf jeden Fall werde im kommenden Jahr eine Landesfachstelle eingerichtet als Anlaufstelle für die Mitarbeiter in der Kinder- und Jugendhilfe, kündigte Stamp an. Sowohl die Vorsorge gegen Kindesmissbrauch als auch die Nachsorge bei den Opfern solle dadurch verbessert werden. Zudem solle ein interdisziplinäres Expertenteam gebildet werden, das abrufbar ist, wo immer sich Personal in der Kinder- und Jugendhilfe akut überfordert fühle.

Handlungsbedarf sieht Stamp auch bei den Jugendämtern. Allerdings habe sein Ministerium hier keine Durchgriffsrechte, da die Aufsicht bei den Kommunen liege, erläuterte der Minister. „Aber alle wissen, dass wir grundlegend etwas ändern müssen.“

Das in Niedersachsen rechtlich zuständige Jugendamt Hameln-Bad Pyrmont hatte einem arbeitslosen Dauercamper im nordrhein-westfälischen Lügde trotz seiner vermüllten Behausung die Pflegeerlaubnis für ein Kindergartenkind übertragen - auf Wunsch der Kindesmutter. Die heute Achtjährige soll in mehr als 100 Fällen von ihrem Pflegevater missbraucht worden sein.

(anst/dpa)
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