NRW-CDU Laumann zwischen allen Stühlen

Düsseldorf · Die NRW-CDU ist in Berlin so stark wie lange nicht mehr. Aber gerade weil NRW und Berlin derzeit so viele Seilschaften verbindet, droht die NRW-CDU sich zu verheddern. Der Fall Karl-Josef Laumann zeigt, wie sehr die NRW-CDU inzwischen unter ihren Loyalitätskonflikten leidet.

 NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann.

Foto: Caroline Seidel, dpa

Mit Empfehlungen zugunsten von Jens Spahn, Friedrich Merz oder Annegret Kramp-Karrenbauer halten die vorderen Reihen der NRW-CDU sich auffallend zurück. Nicht einmal hinter vorgehaltener Hand lassen die Funktionäre des größten Landesverbandes sich ihren Favoriten für Merkels Parteivorsitz-Nachfolge entlocken. Obwohl mit Spahn und Merz gleich zwei aussichtsreiche Kandidaten aus ihren Reihen kommen.

Oder gerade deshalb? Die NRW-CDU ist in Berlin so stark wie lange nicht mehr: Neben dem Parteivize Armin Laschet stellt sie zwei Bundesminister, den Fraktionschef im Bundestag, den Chef der Jungen Union, der Senioren-Union und des Arbeitnehmerflügels CDA. In der Politik funktioniert nichts ohne Seilschaften. Und gerade weil derzeit so viele Berliner Seilschaften in NRW zusammenlaufen, ist das Seilchenspringen hier kompliziert geworden. Keiner will sich verheddern.

Eine Figur, an der die Loyalitätskonflikte der NRW-CDU gut zu studieren sind, ist NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. Als Chef des mächtigen Arbeitnehmerflügels CDA ist er Annegret Kramp-Karrenbauer verpflichtet. Die Saarländerin trat dem CDA-Netzwerk 1989 bei. Als die dreifache Mutter im Februar CDU-Generalsekretärin wurde, gehörte Laumann zu den ersten Gratulanten. „Wir freuen uns sehr über diese Wahl“, jubelte er, Kramp-Karrenbauer sei eine „echte Christlich-Soziale“, könne aber auch die unterschiedlichen Flügel der Partei zusammenführen.

Ebenso ist Laumann Jens Spahn verpflichtet. Laumann ist auch Chef des wichtigen CDU-Bezirks Münsterland, zu dessen stärksten Säulen der Kreisverband Borken gehört. Der wird angeführt von Jens Spahn. Als der damalige Chef der NRW-Seniorenunion, Leonhard Kuckart, Spahn wegen eines Streits um Rentenerhöhungen aus dem Bundestag drängen wollte, wies Laumann den Senior zurecht: „So geht das nicht.“ Kürzlich wurde Spahn wegen seiner Pflegepolitik in Düsseldorf von mehreren Tausend Demonstranten ausgebuht. Laumann stellte sich demonstrativ neben Spahn - beide ertrugen das Pfeifkonzert gemeinsam.

Aber auch mit dem eher wirtschaftsliberal tickenden Friedrich Merz verbindet den Arbeitnehmerfreund Laumann mehr als man meint. Als Westfale vergisst Laumann nie, wer ihm mal geholfen hat. Im Jahr 2000 war das der damals gerade frisch gewählte Bundestagsfraktionschef Merz. Unter ihm wurde und blieb Laumann sozialpolitischer Sprecher der Fraktion - eine entscheidende Plattform für Laumanns spätere Karriere. Beide sind auch privat befreundet und haben sich auch nach Merz’ vorübergehendem Rückzug aus der Politik alle paar Wochen getroffen.

Wie Laumann geht es vielen in der NRW-CDU: Ihre Zurückhaltung im Kandidatenstreit ist kein Tribut an die Parteidisziplin. Sie sind unentschieden. Was keine Schande ist. Denn so wird die NRW-CDU beim Bundesparteitag endlich einmal nicht personaltaktisch, sondern inhaltlich abstimmen.

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