Früherer Bundesumweltminister Norbert Röttgen steht vor kleinem Comeback

Berlin · Der ehemalige Umweltminister und CDU-Vize Norbert Röttgen könnte eine zweite Chance als Chef des Außenausschusses im Bundestag bekommen.

Gerade wollte er nach den Sternen greifen, als er am Boden zerschellte: Norbert Röttgens Aufstieg vom Abgeordneten zum Fraktionsmanager, Vizechef der CDU, Bundesminister und Landeschef endete nach der von ihm völlig vergeigten NRW-Landtagswahl mit dem Rauswurf aus dem Bundeskabinett und dem Absturz in die Bedeutungslosigkeit. Nun erhält er eine zweite Chance: Er kann Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag werden.

Das letzte Wort darüber ist noch nicht gesprochen. Die anderen Landesgruppen der Unionsfraktion müssten einen entsprechenden Vorschlag aus NRW erst akzeptieren, und dann hängt es auch von der Verteilung der Topjobs in der Regierung ab. Wenn die SPD den Außenminister nicht stellen will, kann Röttgen ohnehin nicht Ausschusschef werden. Denn die beiden Posten werden traditionell von verschiedenen Parteien besetzt. Theoretisch könnte es auch noch passieren, dass sich die Unionsunterhändler "verzocken", wenn im Bundestag die Ausschussvorsitze verteilt werden.

Wichtiger als die tatsächliche Besetzung ist jedoch die Vorentscheidung selbst. Denn dazu mussten viele Röttgen-Enttäuschten über ihren Schatten springen: Die NRW-Landesgruppe hat stark unter Röttgens Entschluss gelitten, nur als Regierungschef nach Düsseldorf zu wechseln, nicht aber in jedem Fall auch als Oppositionsführer zur Verfügung zu stehen.

Das hat ihnen den heimischen Wahlkampf verhagelt. Auch Unionsfraktionschef Volker Kauder war seit Röttgens Versuch, ihn aus dem Amt zu drängen, nachhaltig kuriert von seiner anfänglichen Begeisterung für das Talent aus Meckenheim. In Sachen Atomkraft lagen die beiden dann auch politisch über Kreuz.

Und Merkel selbst war erschüttert von der Bockigkeit Röttgens nach dem Wahldesaster in NRW und davon, dass er jedem Druck widerstand, von sich aus zu gehen — zumal er versucht hatte, Merkel für die Schlappe mitverantwortlich zu machen. Hinzu kommt, dass sich der Vorsitz des Auswärtigen Ausschusses leicht dazu verwenden lässt, die Außenpolitik der Regierungschefin schlagzeilenträchtig schlecht zu reden. Offensichtlich vertraut Merkel darauf, dass Röttgen gelernt hat und sein Talent ihr letztlich nutzen kann — als Rückkehr in eine Zeit, als er "Muttis Klügster" genannt wurde.

(may-)
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