Neue Studie Mehr Männer als Frauen arbeiten im Homeoffice

Düsseldorf · Von Zeit zu Zeit am heimischen Schreibtisch zu arbeiten, wird immer beliebter. Doch einer Studie zufolge fürchten insbesondere Frauen, dadurch aufs berufliche Abstellgleis zu geraten. Ein Recht auf Homeoffice könnte ihnen den Rücken stärken. Das sehen nicht alle Parteien so.

 Arbeiten zu Hause.

Arbeiten zu Hause.

Foto: conejota

In Deutschland arbeiten prozentual mehr Männer als Frauen im Homeoffice, also zeitweise von zu Hause aus. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Studie des gewerkschaftsnahen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI), das sich auf Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) stützt. Danach arbeiten 24 Prozent der Männer zeitweise am heimischen Schreibtisch, aber nur 16 Prozent der Frauen. Eine Ursache ist, dass Frauen signifikant häufiger als Männer Stigmatisierungen im Zusammenhang mit der Arbeit im Homeoffice ausgesetzt sind.

„Barrieren, die sich aus der Unternehmenskultur ergeben, spielen eine wichtige Rolle, wenn Beschäftigte nie von zu Hause aus arbeiten“, schreiben die Autorinnen Yvonne Lott und Anja Abendroth von der Universität Bielefeld. Wo Wert auf Familienfreundlichkeit und Flexibilität im Sinne der Beschäftigten gelegt werde, setzten sie sich eher an den heimischen PC als in Firmen, in denen alle versuchten, den anderen ständig vorzuführen, wie hart sie arbeiten. Gerade Frauen befürchteten häufig, durch das Homeoffice  beruflich auf dem Abstellgleis zu landen.

Erst Anfang der Woche hatte eine Studie des World Economic Forums (WEF) ergeben, dass die Gleichstellung zwischen den Geschlechtern in deutschen Unternehmen 2018 rückläufig war. Im Vergleich von 153 Wirtschaftsnationen rutschte Deutschland von Platz 36 auf Platz 48 ab. Dank stärkerer Präsenz von Frauen in politischen Spitzenpositionen reichte es insgesamt für Platz zehn - nach Platz fünf im Jahr 2006.

Arbeiten im Homeoffice kann der WSI-Studie zufolge entscheidend zu mehr Gleichberechtigung beitragen: Ein Recht auf Homeoffice würde die Verhandlungsposition gegenüber dem Arbeitgeber verbessern.

Im Düsseldorfer Landtag gehen die Meinungen darüber auseinander.  „Beschäftigte sollen ein Recht auf Homeoffice erhalten, sofern Betriebsgröße oder betriebliche Belange dem nach Prüfung durch den Arbeitgeber nicht entgegenstehen“, zitierte FDP-Experte Ralph Bombis einen Beschluss des FDP-Bundesvorstands. Nicht der Wunsch nach Homeoffice müsse begründet werden, sondern die Ablehnung. Gerade in kleinen Betrieben sei dies aber nicht immer praktikabel. Auch SPD und Grüne sprechen sich für ein Recht auf Homeoffice aus, wenn betriebliche Gründe dem nicht entgegenstünden. Einen Rechtsanspruch könne es aber nur  geben, wenn gleichzeitig verbindliche Regelungen zum mobilen Arbeiten geschaffen würden, sagte SPD-Experte Josef Neumann. Grünen-Fraktionsvize Mehrdad Mostofizadeh betonte, es solle ein Recht, aber keine Verpflichtung zur Heimarbeit geben. Dagegen hält Peter Preuß, Experte der CDU-Fraktion, nicht viel von einem Recht auf Home Office: Jeder Arbeitgeber solle darüber individuell entscheiden.

(kib)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort