Einreise aus China Neue Corona-Testpflicht stößt auf Skepsis

Berlin · Reisende aus China müssen künftig bei Reiseantritt nach Deutschland einen Corona-Test vorlegen. Die von Bundesgesundheitsminister Lauterbach verhängte Regelung soll schnell umgesetzt werden – noch bleiben jedoch Fragen offen.

 Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit.

Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit.

Foto: dpa/Carsten Koall

Nach wochenlanger Debatte kommt sie nun doch noch, die Corona-Testpflicht für Einreisende aus China. Sie müssen künftig vor ihrem Abflug nach Deutschland einen Coronavirus-Antigentest machen. Das teilte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Donnerstag in Berlin mit. Zudem würden bei der Einreise stichprobenartige Tests vorgenommen, „um Virusvarianten zu erkennen“. Darüber hinaus werde es ergänzende Abwasserkontrollen für China-Reisen geben, sagte Lauterbach.

Zuvor hatte die EU den Mitgliedsstaaten am Mittwoch angesichts der Corona-Infektionswelle in China eine Testpflicht für Reisende aus dem Land „nachdrücklich“ empfohlen. Frankreich, Italien und Spanien hatten in den vergangenen Tagen bereits angeordnet, dass aus China kommende Reisende einen negativen Corona-Test vorlegen müssen. Am Donnerstag zogen neben Deutschland auch Österreich, Schweden und Belgien mit einer Testpflicht nach.

Doch bei der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) bestehen Zweifel angesichts weiterhin unterschiedlicher Regelungen in Europa. DKG-Vorstandschef Gerald Gaß sagte unserer Redaktion: „Eine Testpflicht für Einreisende aus China kann nur dann sinnvoll sein, wenn sie europaweit gilt. Allein durch Gabelflüge würde sie sonst konterkariert.“ Die Infektionszahlen aus China seien erschreckend und würden die Gefahr von Mutationen bergen. „Wir haben in den vergangenen drei Jahren aber auch gesehen, dass Testpflichten die weltweite Verbreitung von Mutationen meist nur verzögen konnten“, so Gaß. „Es geht natürlich bei allen Maßnahmen immer um Nachvollziehbarkeit und Stringenz. Wenn wir in unserem eigenen Land die Maßnahmen aufrecht erhalten, bis die schlimmste Phase des Winters vorbei ist, sollten wir auch das Mittel der Testpflicht als Mittel des Monitorings nutzen“, sagte Gaß. „Für die Mutationsüberwachung halte ich aber Abwasseruntersuchung und Sequenzierung für wichtiger“, so der DKG-Chef.

Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin, Christian Karagiannidis, zeigte sich gelassen. Die jetzige Lage in China sei in seinen Augen eine Domäne der weltweiten Frühwarnsysteme. Stichprobenartige Sequenzierung könne hier sinnvoll sein, sagte er auf Anfrage. „Wirklich Sorgen bereitet mir die Lage in China aber in Anbetracht unserer guten Immunitätslage in Europa weiterhin nicht“, so Karagiannidis, der auch Mitglied der Regierungskommission für Krankenhausversorgung ist.

Lauterbach kündigte an, die Testpflicht bei Flügen aus China so schnell wie möglich umsetzen zu wollen. Die entsprechende Rechtsverordnung sei auf den Weg gebracht worden, sagte der SPD-Politiker. Es sei aber noch unklar, wann der erste Flug aus China nach Deutschland davon betroffen sei.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte nach einer Berichtslücke zuletzt neue Corona-Daten aus China erhalten. Demnach schoss die Zahl der Krankenhauseinweisungen in der Woche bis zum 1. Januar um fast 50 Prozent in die Höhe. In dem Zeitraum seien auf dem Festland 22.416 neue Patienten in Kliniken aufgenommen worden. In der Woche davor seien es 15.161 gewesen. China hatte Anfang Dezember seine strikte Null-Covid-Politik gelockert. In der Folge kam es zu einem Ansturm auf Krankenhäuser.

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