Debatte über Krisenhilfe Flut in Libyen - DRK bittet um Spenden
Exklusiv | Berlin · Die Folgen des Erdbebens in Marokko und der Flut in Libyen erschüttern die Weltgemeinschaft. Das Deutsche Rote Kreuz ruft zu Spenden auf. Zugleich wird darüber debattiert, ob Deutschland künftig mehr Hilfe leisten kann.
Nach den verheerenden Naturkatastrophen in Marokko und Libyen ruft das Deutsche Rote Kreuz (DRK) zu Spenden auf. Zugleich ist eine Debatte darüber entbrannt, ob Deutschland künftig mehr für die internationale Krisenhilfe tun muss. Denn Experten sind sich sicher, angesichts des Klimawandels werden sich Ereignisse wie die Flut im libyschen Darna mit womöglich 20 000 Toten weltweit häufen.
DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt sagte unserer Redaktion: „Wir wissen, dass die Betroffenheit angesichts des Erdbebens in Marokko sowie der Flutkatastrophe in Libyen auch in der deutschen Bevölkerung groß ist und der Wunsch, den Menschen vor Ort Unterstützung zu bieten, ebenso.“ Das Deutsche Rote Kreuz bitte daher um Spenden und habe dafür die Spendenzwecke „Erdbeben Marokko“ und „Überschwemmungen Libyen“ eingerichtet.
Hasselfeldt betonte weiter, man befände sich sowohl für Marokko als auch für Libyen in Abstimmung mit den Schwestergesellschaften vor Ort, dem Marokkanischen Roten Halbmond und dem Libyschen Roten Halbmond. Es gehe darum, genau zu erfassen, „welche Hilfe in welchem Umfang am dringendsten benötigt wird, damit wir zielführend unterstützen und unsere Hilfe fortwährend an die sich ständig verändernden Bedarfe vor Ort anpassen können“, so Hasselfeldt. Aktuell stehe die Bergung und Versorgung von Menschen im Vordergrund. „In den kommenden Wochen wird es vor allem darum gehen, die betroffene Bevölkerung mit Trinkwasser, mit Nahrungsmitteln und Unterkünften zu versorgen.“ Ein Schwerpunkt der DRK-Hilfe in Libyen werde voraussichtlich den Bereich Wasser, Sanitär und Hygiene sein.
Laut Technischen Hilfswerk (THW) wurden am Donnerstag die ersten Hilfsgüter für Libyen auf den Weg gebracht: Etwa 100 Zelte, 1000 Betten, Isomatten, Schlafsäcke und Notstromgeneratoren im Wert von etwa 500 000 Euro. Mit dem Material soll 1000 Menschen vor Ort direkt geholfen werden. Weitaus schwieriger gestaltete sich die Unterstützung der von einem Erdbeben heimgesuchten Region in Marokko mit fast 3000 Toten. Das DRK musste einen geplanten Flug mit Hilfsgütern kurzfristig absagen. Nur Rettungsteams aus Spanien, Großbritannien, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate wurden bisher ins Land gelassen.
Der Vorsitzende des Entwicklungsausschusses des Bundestages, Christoph Hoffmann (FDP), sagte unserer Redaktion: „Wir müssen uns rüsten für eine Zeit, in der mehr solcher Katastrophen passieren werden.“ In der Entwicklungszusammenarbeit müsse daher die Anpassung und die Minderung von Klimaschäden Priorität haben. „Deutschland ist einer der weltweit größten Geber von humanitärer Hilfe“, ergänzte Hoffmann. „Wichtig ist, dass Material und Strukturen auf der Höhe der Zeit bleiben, damit wir falls nötig einschreiten können“, mahnte der Vorsitzende.
Der entwicklungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Volkmar Klein (CDU), erklärte, da gerade wetterbedingte Katastrophen aufgrund des Klimawandels weiter zunehmen würden, sei es „völlig verkehrt, wenn die Bundesregierung bei der Humanitären Hilfe und den Krisentiteln, mit denen schnell geholfen werden kann, im Bundeshaushalt 2024 überdurchschnittlich kürzen will“. Durch den sinkenden Etat des Entwicklungsministeriums sei weniger finanzieller Spielraum vorhanden, „auf Herausforderungen zu reagieren, die auch langfristigeren Einsatz erfordern“.