Nutri-Score siegt in Umfrage Nährwertampel soll bei Lebensmitteln Orientierung bieten

Berlin · Bundesernährungsministerin Julia Klöckner hat sich für das farbige Logo Nutri-Score als klarere Kennzeichnung von Zucker, Fett und Salz in vielen Lebensmitteln ausgesprochen. Was Verbraucher jetzt wissen müssen.

 Julia Klöckner, Bundesernährungsministerin, stellt während einer Pressekonferenz das neue Nährwertkennzeichen Nutri-Score vor.

Julia Klöckner, Bundesernährungsministerin, stellt während einer Pressekonferenz das neue Nährwertkennzeichen Nutri-Score vor.

Foto: dpa/Wolfgang Kumm

Als Julia Klöckner vor die Kameras tritt, hat es fast etwas von einer Preisverkündung. Doch sehr lange spannend macht sie es nicht: Sie werde die Einführung von Nutri-Score vorschlagen, sagt die Bundesernährungsministerin von der CDU am Montag in Berlin. Auf den Namen und das dazugehörige Logo mit fünf Farben können sich Supermarktkunden nun also schon mal einstellen - als neue ergänzende Kennzeichnung, die möglichst auf einen Blick zeigt, ob Fertigprodukte „Dickmacher“ sind oder gerade nicht. Damit das Logo die Läden erobern kann, sollen wohl bis Mitte 2020 die Voraussetzungen dafür stehen.

Wie fiel die Wahl auf Nutri-Score?

Seit Jahren wird über eine Extra-Kennzeichnung diskutiert, die bei einer gesünderen Ernährung und dem Kampf gegen Übergewicht helfen soll. Lange kreiste der Streit um eine aus Großbritannien stammende „Ampel“ mit separaten Symbolen in rot, gelb oder grün für Zucker, Fett und Salz. Ebenso lange wehrte die Lebensmittelbranche das aber scharf ab. Für eine möglichst breit getragene Lösung holte Klöckner Verbraucherschützer und die Wirtschaft ins Boot und ließ insgesamt vier Kennzeichnungs-Modelle in einer großen Verbraucherbefragung testen. Klarer Gewinner in nahezu allen Kategorien: Nutri-Score.

Wie funktioniert Nutri-Score?

Das aus Frankreich stammende Logo ging als großer Favorit ins Rennen. Verbraucherschützer, Ärzte und die SPD machen Druck dafür. Zentraler Punkt: Das System bezieht neben dem Gehalt an Zucker, Fett und Salz empfehlenswerte Bestandteile wie Proteine in eine Bewertung ein und gibt dann einen einzigen Gesamtwert an - in einer fünfstufigen Skala von Dunkelgrün und Hellgrün für die günstigsten Nährwert-Bilanzen über Gelb und Orange bis Rot für die ungünstigeren. In der Umfrage lagen 70 Prozent der Teilnehmer richtig, wenn sie bei Testpackungen mit dem Nutri-Score gefragt wurden: „Welche Pizza trägt am ehesten oder am wenigsten zu einer gesunden Ernährung bei?“ Bei den drei anderen Modellen waren es maximal 60 Prozent oder deutlich weniger.

Was soll das Extra-Logo bringen?

Pflicht sind auf dem EU-Markt bereits Nährwerttabellen mit Angaben auch zu Kalorien - dabei bleibt es auch. Sie sind aber meist auf der Rückseite oder noch versteckteren Stellen der Packung zu finden. Und laut Umfrage landen beim Einkaufen im Schnitt 19 Lebensmittelprodukte im Wagen - da liest kaum jemand bei allen das Kleingedruckte. Daher soll Nutri-Score auf der Vorderseite stehen und schnell zu verstehen sein. Die Verbraucherzentralen dringen auf breite Nutzung. „Nur wenn eine große Zahl an Produkten gekennzeichnet ist, können Verbraucher tatsächlich vergleichen“, sagt der Chef des Bundesverbands, Klaus Müller. Die Organisation Foodwatch erläutert, in Frankreich habe das Logo dazu geführt, dass viele Produkt-Rezepturen verbessert wurden.

Wie geht es weiter?

Klöckner will im Oktober eine Verordnung auf den Weg bringen, die einen Rechtsrahmen für die Verwendung des Logos schaffen soll. Wie viele Hersteller mitmachen, und ob womöglich vor allem Produkte mit günstigem Nutri-Score damit ausgezeichnet werden, muss sich zeigen. Der Verband der Lebensmittelbranche, der ein eigenes Modell im Rennen hatte, bekräftigte seine Zweifel an „bewertenden Systemen“ und hob die freiwillige Nutzung hervor. Mehrere große Lebensmittelanbieter sind aber längst auf Nutri-Score-Kurs, und das auch in anderen europäischen Ländern. Klöckner müsse jetzt in der EU dafür Sorge tragen, dass Nutri-Score zur verpflichtenden Nährwertkennzeichnung wird, sagt etwa Grünen-Ernährungsexpertin Renate Künast.

(chal/dpa)
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