Abrechnung am Rednerpult „Auf den Arsch geguckt“ - SPD-Abgeordnete prangert sexistischen Spruch von AfD-Politiker an

Schwerin · Mitte Mai wurde Nadine Julitz, Abgeordnete im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, von einem AfD-Politiker mit einem Spruch über ihr Kleid bedacht. Jetzt hat sie sich gewehrt und prangert Sexismus an.

 Nadine Julitz bei ihrer Rede im Mai im MV-Landtag.

Nadine Julitz bei ihrer Rede im Mai im MV-Landtag.

Foto: Screenshot Landtags-TV MV

Die Landtagsabgeordnete Nadine Julitz (SPD) aus Mecklenburg-Vorpommern hat sich auf eindrucksvolle Weise gegen Sexismus gewehrt. Im Mai hatte sie bei einer Rede im Schweriner Landtag ein rotes Kleid getragen. Auf dem Weg zum Rednerpult habe sie aus den Reihen der AfD-Abgeordneten einen Spruch vernommen. „Na, das Kleid ist aber ganz schön knapp“, kam von AfD-Abgeordnetem Jens-Holger Schneider. Vorne angekommen, nahm sie sich den Spruch zu Herzen, schilderte kurz den Sachverhalt und ließ die „Sache dann so stehen.“ Erstmal.

Gut einen Monat später, bei der nächsten Landtagssitzung, griff Julitz am vergangenen Mittwoch den Alt-Herren-Spruch wieder auf. Ein anderer AfD-Abgeordneter hatte den Spruch von Schneider als Kompliment bezeichnet. Doch für Julitz war das alles andere als ein Kompliment, sondern purer Sexismus.

„Ich komme nicht umhin, noch einmal Worte zu finden, zu Herrn Schneider. Ich möchte Herrn Schneider und allen, die es nicht verstanden haben, kurz erklären, was der Unterschied zwischen einem Kompliment und Sexismus ist“, holte Julitz aus. „Ich konnte den Spruch auf dem Weg zum Rednerpult verstehen.“ In diesem Moment hätten alle, die es verstanden haben, ihr „auf den Arsch geguckt“. Für Julitz ist das „Sexismus, denn ich konnte es hören und musste es ertragen, dass mir diverse Menschen auf den Hintern gucken. Das ist kein Kompliment, das ist Sexismus, meine Herren.“

Gegenüber dem SPD-Parteimagazin „Vorwärts“ erklärte die stellvertretende SPD-Landeschefin nun ihre Abrechnung am Rednerpult. Sie findet den Sachverhalt beschämend: „Es geht ja eigentlich nicht um meinen Hintern. Ich bin nur ein Stellvertreterbeispiel dafür, was leider in Deutschland tägliche Realität ist.“ Frauen würden in der Politik noch immer oft auf das Aussehen reduziert. Julitz erinnert an das Wort „Küsten-Barbie“, mit dem einst die jetzige Ministerpräsidentin Manuela Schwesig bezeichnet wurde. Julitz wurde selbst als „Müritz-Barbie“ bezeichnet. Mit 29 Jahren gehört sie zu den jüngeren Abgeordneten im Schweriner Schloss gehört. Sie sagt: „Fälle von Sexismus öffentlich zu machen, ist zentral, wenn man etwas dagegen tun will. Es hat eine Vorbildwirkung und ermutigt andere Frauen, ebenfalls über ihre Erfahrungen zu sprechen.“

Und was sagt der AfD-Politiker Jens-Holger Schneider zu dem Vorfall? Gegenüber „Bild“ nahm er Stellung. „Ja, ich habe die Länge von Frau Julitz‘ Kleid kommentiert, den genauen Wortlaut weiß ich nicht mehr. Die Aussage bezog sich aber auf die Angemessenheit der Kleidung von Frau Julitz im Parlament und war an meine Parteikollegen gerichtet. Ich bin eben altmodisch und durchaus konservativ, Sexismus liegt mir aber völlig fern.“

(mja)
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